16.4.2003: Forschung CH
Ried-Rotationsbrache: Botanischer Naturschutzwert bleibt erhalten
Manuel Winteler
Im Jahr 1987 wurde in einer jährlich gemähten Streuwiese am Greifensee (ZH) eine Rotationsbrache angelegt. Ziel war es, mit der erhöhten Strukturvielfalt die Arthropoden (Insekten und Spinnentiere) zu fördern. Die Folgen der Rotationsbrache auf die Vegetation waren allerdings unklar. Untersuchungen haben nun ergeben, dass die Ried-Rotationsbrache zu keinen unerwünschten Veränderungen der Vegetation geführt hat.
Bis in die 1970er Jahre wurden Riedwiesen kleinflächig zu verschiedenen Zeiten im Herbst gemäht. Um rationell bewirtschaften zu können, wurde auf grossflächige, gleichzeitige Mahd umgestellt. Der damit verbundene Verlust der Strukturvielfalt wirkt sich auf Arthropoden (Insekten und Spinnentiere) negativ aus. Mit Ried-Rotationsbrachen (RiRoBra), also von Jahr zu Jahr verschobenen Brachestreifen, wird versucht, einem Rückgang der Arthropodenvielfalt entgegenzuwirken.
Die Diplomarbeit geht der Frage nach, ob der botanische Naturschutzwert einer RiRoBra, die 1987 in einer Streuwiese am Greifensee (ZH) eingerichtet wurde, erhalten geblieben ist, oder ob die Bewirtschaftungsform zu unerwünschten Veränderungen der Vegetation geführt hat. Dazu wurden Artenzusammensetzung, oberirdische Phytomasse (Biomasse, Streue) sowie die Vitalität von 14 ausgewählten Pflanzenarten untersucht und mit dem Zustand bei Versuchsbeginn sowie der Vegetation jährlich gemähter Kontrollflächen verglichen.
In den Einjahresbrachen kam es zur Ausbildung einer dichten Streuschicht mit Auswirkung auf den mechanischen Durchdringungswiderstand und das Mikroklima. Die Phytomasse der bodennahen Vegetationsschicht (0-10 cm) war zu Beginn der Vegetationsperiode in den Brachestreifen doppelt so hoch wie in den geschnittenen Streifen der RiRoBra (479 g/m2 vs. 239 g/m2). In den Brachestreifen gelangte ein geringerer Anteil des Sonnenlichtes zum Boden: im Mai 14% vs. 52%.
In der RiRoBra gab es keine Anzeichen einer Verhochstaudung oder Verbuschung. Knötchen-Binse (Juncus subnodulosus) und Schilf (Phragmites australis) breiteten sich in der Versuchsfläche seit 1989 mit einer Frequenz-Zunahme von 100% bzw. 17% aus, div. Orchideenarten sowie Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und Abbisskraut (Succisa pratensis) nahmen in der RiRoBra zwischen 1987 und 2001 ab. Ähnliche Veränderungen wurden jedoch auch in der jährlich gemähten Kontrollfläche festgestellt, so dass die Entwicklung nicht auf die RiRoBra sondern wohl auf Nährstoffzufuhr aus der Atmosphäre und dem umliegenden Landwirtschaftsgebiet zurückzuführen ist.
Das Fleischrote Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) blühte in den Brachestreifen ca. eine Woche später als in gemähten Kontrollstreifen der RiRoBra und die Fruchtstände waren um 16% kürzer. Dies zeigt sowohl den negativen Effekt der Brache auf die Vitalität der Art als auch eine Erholung in den nachfolgenden Jahren mit Mahd.
Die RiRoBra ist aus botanischer Sicht nicht negativ zu beurteilen, sofern sich die rotierenden Brachephasen auf ein Jahr beschränken.
Keywords
Keywords:
rotation fallow, fen meadows, management, vegetation monitoring, nature conservation
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Winteler M.: Ried-Rotationsbrache am Greifensee: botanische und naturschützerische Bewertung nach 14 Jahren Bewirtschaftung. Diplomarbeit ETH Zürich, Oktober 2001
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Andreas Gigon, Geobotanisches Institut ETH, Gladbachstrasse 114, CH-8044 Zürich
gigon@geobot.umnw.ethz.ch
Tel: ++41 (0)1 632 44 94
Fax:
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