15.5.2003: Forschung CH

Landwirtschaft: Feldlerchen mögen Alternativkulturen




Sibylle Stöckli, Schweizerische Vogelwarte, CH-6204 Sempach

Feldlerchen legen ihre Nester bevorzugt in Buntbrachen, Klee und Zuckerrüben an. Zu diesem Schluss kommt eine Wissenschaftlerin, die in den Gebieten Langfeld und Widen die Bedeutung verschiedener Alternativkulturen wie Emmer, ökologische Ausgleichsflächen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Sonnenblumen, Grünland und Winterweizen für die bedrohte Vogelart untersucht hat. Ausserdem scheinen Mikrohabitat-Strukturen wichtig für die Auswahl des Neststandortes zu sein.


In den letzten Jahren wurde die Habitatqualität im intensiv landwirtschaftlich genutzten Klettgau (Kanton Schaffhausen) durch das Anlegen ökologischer Ausgleichsflächen (Buntbrachen, extensiv bewirtschaftete Wiesen) stetig erhöht. In meiner Diplomarbeit (April?Oktober 2002) untersuchte ich in den Gebieten Langfeld und Widen die Bedeutung verschiedener Alternativkulturen wie Emmer (alte Weizenart), ökologische Ausgleichsflächen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Sonnenblumen und Grünland im Vergleich zu konventionellem Winterweizen. Insbesondere wurden Kulturenanteile in den Revieren, Mikrohabitat-Strukturen, Reviergrösse- und verschiebungen untersucht.
Die durchschnittliche Reviergrösse betrug 1,47 ± 0,36 ha im Langfeld und 1,81 ± 0,25 ha in der Widen und war im Vergleich zu anderen Studien relativ gering. Sie korrelierte mit grösser werdender Feldergrösse positiv und mit steigendem Anteil an Buntbrachen und extensiv bewirtschafteten Wiesen negativ. Allgemein waren Reviere mit mehr Nachbarn kleiner. Die Reviergrösse verkleinerte sich bei einer steigenden Zahl von Kulturen nur, wenn der Flächenanteil an Wintergetreide im Revier mehr als 40% betrug!
Die Feldlerchen verschoben ihre Revierflächen zwischen April und Juni im Mittel um 23,0 ± 14,1% (Prozentzahlen beziehen sich auf die Gesamtrevierfläche von April und Juni), wobei Buntbrachen, Emmer, Sommerweizen und Feldwege die grösste Flächenzunahme innerhalb der Reviere bis Ende Juni aufwiesen.
Die Kulturenzusammensetzung in den Revieren wurde mit dem Angebot im Untersuchungsgebiet verglichen. Eine «Compositional Analysis» zeigte, dass Winterweizen von April bis Juli gerne als Revierkultur benutzt wurde, obwohl die Kultur bereits Mitte Mai über 50 cm hoch war und einen Deckungsgrad von 50% besass. Ein möglicher Grund sind die vielen lückigen Stellen (nasser Herbst 2001). Neben Winterweizen wiesen auch Buntbrachen und Feldwege eine hohe relative Nutzung über alle Monate auf.
Der mittlere Aufzuchterfolg während der Nestlingszeit betrug 39% (Mayfield Methode). Die Feldlerchen legten ihre Nester bevorzugt in Buntbrachen, Klee und Zuckerrüben an.
Mikrohabitat-Strukturen scheinen sehr wichtig für die Auswahl des Neststandortes zu sein. Im Allgemeinen waren die Vegetationshöhe und der Deckungsgrad am Neststandort niedriger als im Vergleich zum umgebenden Feld. Die Differenz war in Buntbrachen am höchsten und in Zuckerrüben am niedrigsten. Mikrohabitat-Strukturen sollten darum wenn immer möglich gefördert werden.



Keywords:
Alauda arvensis, Feldlerche, Klettgau, Reviergrösse, Mikrohabitate

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Stöckli S. (2002): Territoriality, nest site selection and breeding success of Skylarks Alauda arvensis in territories with different crop composition. Diplomarbeit an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, zusammen mit dem Geobotanischen Institut der ETH Zürich.




Kontaktadresse:
Sibylle Stöckli, Chaesirain 9, CH-6214 Schenkon
sibylle.stoeckli@freesurf.ch
Tel: +41 41 921 40 92


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