15.5.2003: Forschung CH

Die optimale Bewirtschaftung von Halbtrockenrasen




Barbara Köhler

Ergebnisse eines 22-jährigen Langzeitexperiments mit 6 verschiedenen Bewirtschaftungen auf Halbtrockenrasen im Schaffhauser Randen: Wie sieht die Vegetation in den verschieden bewirtschafteten Flächen heute aus? Welche Mechanismen haben dabei gewirkt? Welche ist die optimalste Bewirtschaftung, um den hohen Artenreichtum der Mesobrometen langfristig zu erhalten? Eine Studie gibt wertvolle Antworten auf diese Fragen.


Auf Halbtrockenrasen in der Nordschweiz wurden die Auswirkungen von sechs verschiedenen Bewirtschaftungen auf Vegetation und Boden untersucht, nachdem in einem Langzeitexperiment von 22 Jahren folgende Bewirtschaftungen konsequent zur Anwendung kamen: jährliche Mahd Anfang Juli, Julimahd alle zwei Jahre, Julimahd alle 5 Jahre, jährliche Mahd im Oktober, Brache und kontrollierter Brand Ende Februar oder Anfang März.
Die Veränderungen der Vegetation von 1977-1999 wurden mit Hilfe einer Korrespondenzanalyse untersucht. Es zeigte sich, dass der Zeitpunkt, die Häufigkeit und die Art der Bewirtschaftung einen bedeutenden Einfluss auf die Artenzusammensetzung haben. Bereits nach 13 Jahren hatte sich in den Flächen eine für die jeweilige Bewirtschaftung typische Vegetation eingestellt, die sich während der weiteren Versuchdauer in der eingeschlagenen Richtung weiterentwickelt hat. Auf einer Fläche, die vor Versuchsbeginn traditionell bewirtschaftet wurde (jährliche Mahd Anfang Juli) nahm die Artenzahl von 50 Arten pro 36 m2 auf 36 Arten bei Brache sowie bei kontrolliertem Brand ab. Allerdings schritt die Verbuschung weniger schnell voran als erwartet.
Um die beobachteten Vegetationsveränderungen erklären zu können, wurden funktionelle Pflanzeneigenschaften untersucht: Pflanzen-höhe, Wachstumsform, Kapazität unterirdisch Nährstoffe zu speichern, unterirdische horizontale Ausbreitungsfähigkeit, Blattausdauer und Blühbeginn. Wie aufgrund des extrem nährstoffarmen Bodens der Untersuchungsflächen zu erwarten war, erwie-sen sich solche Eigenschaften als entscheidend für das Auftreten bestimmter Arten, die dazu beigetragen haben, Nährstoffe in der pflanzlichen Biomasse zu erhalten.
Um die Verfügbarkeit und Limitierung von Stickstoff (N) und Phosphor (P) zu untersuchen, wurde ein Bioassay (omission design) mit Boden der traditionell bewirtschafteten Flächen und Boden der Flächen, die seit 21 Jahren brach lagen, durchgeführt. Als Phytometer wurden eingesetzt: Galium mollugo s.str. L. und Raphanus sativus ssp. oleiferus (DC) Metzg. Sowohl N als auch P limitierten das Pflanzenwachstum, wobei die P-Limitierung etwas überwog. Die Verfügbarkeit von N und von P war in den untersuchten Böden allgemein sehr gering. In den Böden der Brache war jedoch die Verfügbarkeit von N (aber nicht P) etwas höher, als in den Böden der jährlich gemähten Flächen.
Die beste Bewirtschaftung für eine möglichst hohe Biodiversität an Pflanzen- und auch an Tierarten ist ein Mosaik aus jährlich im Juli gemähten Flächen sowie Bereichen, die nur alle zwei Jahre im Juli oder jährlich im Oktober gemäht werden.



Keywords:
Mesobrometum, Bewirtschaftung, Langzeitexperiment, Naturschutz, Nährstofflimitierung

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Köhler B. (2001): Mechanisms and extent of vegetation changes in differently managed limestone grasslands. Diss. ETH Zürich No. 14227.




Kontaktadresse:
Dr. Barbara Köhler, Geobotanisches Institut ETH, Gladbachstrasse 114, CH-8044 Zürich
koehler@geobot.umnw.ethz.ch
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