15.5.2003: Forschung CH
Klimaerwärmung: Düstere Prognosen für alpine Arten
Peter M. Kammer und Adrian Möhl
Die Variabilität der botanischen Artenvielfalt in alpinen Pflanzengemeinschaften scheint vor allem durch die an den verschiedenen Standorten wirkenden Stressintensitäten bestimmt zu werden. Dadurch könnte eine Veränderung der Intensität einiger Stressfaktoren, wie sie bei einer Klimaänderung zu erwarten ist, eine Veränderung der floristischen Zusammensetzung und der Artenzahl in alpinen Ökosystemen bewirken.
Diese Studie untersucht, ob die hohe Variabilität der Artenvielfalt der Gefässpflanzen in alpinen Pflanzengemeinschaften mit der unterschiedlichen Intensität der an diesen Standorten vorherrschenden Stress- und/oder Störungsbedingungen erklärt werden kann. Zu diesem Zweck wurde die Artenzahl in 14 unterschiedlichen Pflanzengemeinschaften in den Schweizer Alpen erhoben. Um die Intensität von 13 Stress- und sechs Störungsfaktoren, die das pflanzliche Leben in diesen Gemeinschaften potenziell beeinflussen können, zu quantifizieren, wurde eine Umfrage durchgeführt. Darin wurden zahlreiche Expertinnen eingeladen, die Bedeutung der einzelnen Faktoren für jede Pflanzengemeinschaft getrennt abzuschätzen. Die Schätzwerte wurden in Stress- und Störungsindices umgerechnet, welche anschliessend der Artenvielfalt gegenübergestellt wurden. Dies geschah in Form der «Intermediate Stress Hypothese», der «Intermediate Disturbance Hypothese» und des «Dynamic Equilibrium Modells». Jede dieser Diversitätstheorien war in der Lage einen beträchtlichen Teil der Variabilität in der Artenzahl zu erklären, aber nur das «Dynamic Equilibrium Modell» lieferte einen vollständigen und konsistenten Erklärungsansatz. Gemäss diesem Modell wird die Artenvielfalt einer alpinen Pflanzengemeinschaft hauptsächlich durch die vorherrschende Stressintensität bestimmt. Störungen und Konkurrenz scheinen hierbei eine sekundäre Rolle zu spielen, indem sie die Artenzahl in bestimmten Pflanzengemeinschaften mitbeeinflussen. Dadurch dass die Artenzahl einer alpinen Pflanzengemeinschaft primär Stress-limitiert ist, könnte eine Veränderung der Klima-bedingten Stressfaktoren ? wie sie bei einer Klimaänderung zu erwarten ist ? eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Stress, Störungen und Konkurrenz und damit eine Veränderung der floristischen Zusammensetzung und der Artenzahl in alpinen Ökosystemen zur Folge haben.
Keywords:
Dynamic Equilibrium Model, Humped-back Model, Intermediate Disturbance Hypothesis, Intermediate Stress Hypothesis, Survey
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Kammer P.M., Möhl A. (2002): Factors controlling species richness in alpine plant communities: An assessment of the importance of stress and disturbance. Arctic, Antarctic, and Alpine Research, 34 (4), 398-407.
Kontaktadresse:
Dr. Peter M. Kammer, LLB S1 MNI, Kanton und Universität Bern, Gertrud-Wokerstrasse 5, CH-3012 Bern
kammerpe@sis.unibe.ch
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