1.5.2014: weitere Publikationen

Unterschätzte Wildbienen – neues Faktenblatt fasst praxisrelevante Forschungsergebnisse zusammen

Abeilles sauvages sous-estimées – une nouvelle fiche d’information résume les résultats pertinents de la recherche appliquée



Lukas Pfiffner und Andreas Müller

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Wildbienen und andere Wildbestäuber bei der Bestäubung von Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle spielen. Ihre Häufigkeit und Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten durch den Verlust von Nahrungs- und Nistressourcen jedoch dramatisch abgenommen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Nachhaltige Landwirtschaftsmethoden wie der biologische Landbau tragen nachweislich zur Erhaltung der Wildbienen bei; das Potenzial zur Förderung der Wildbienen wird bisher jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft.

Des études récentes montrent que les abeilles sauvages et autres pollinisateurs sauvages jouent un rôle décisif dans la pollinisation des plantes cultivées. Leur abondance et diversité ont toutefois fortement diminué au cours des dernières décennies par la perte des ressources alimentaires et pour la nidification. Ceci a également des effets sur l’agriculture. Des méthodes d’agriculture durable telle que l’agriculture biologique contribuent manifestement à la conservation des abeilles sauvages; le potentiel pour promouvoir les abeilles sauvages n’est cependant de loin pas entièrement utilisé.


Rund 80 Prozent der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. Der wirtschaftliche Wert ihrer Tätigkeit wird weltweit auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Etwa 80 Prozent davon wurden bisher den Honigbienen zugeschrieben. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese bei der Bestäubung von Kulturen eher eine untergeordnete Rolle spielen. Dies umso mehr, als in den vergangenen Jahren ihre Bedeutung in vielen Regionen durch den starken Rückgang der Imkerei und durch das Honigbienensterben deutlich abgenommen hat. Aber auch die Wildbienen sind stark rückläufig. Heute sind in Mitteleuropa je nach Land und Region zwischen 25 % und 68 % der Wildbienenarten gefährdet.
Im Rahmen der Intensivierung der Landwirtschaft wurden in den letzten 50 Jahren viele blüten- und kleinstrukturreiche Lebensräume zerstört. Die heutige Agrarlandschaft ist vielerorts blütenarm und ausgeräumt. Das geringe Angebot an Nahrungs- und Nistressourcen sowie die Verinselung blüten- und kleinstrukturreicher Flächen hat auch zu einem starken Rückgang der Häufigkeit und der Artenvielfalt der Wildbienen geführt.
Die verbreitete Anwendung teils systemisch wirkender Insektizide führt zudem dazu, dass Bienen, Schwebfliegen, Käfer und viele andere Blütenbesucher direkt abgetötet werden oder im Verhalten, der Fortpflanzung und der Gehirnentwicklung negativ beeinflusst werden. Insbesondere bei Bienen liegen neueste Daten vor, die aufzeigen, dass sogar die Immunabwehr durch Pestizide gestört werden kann.
Um den Rückgang der Wildbienenbestände zu stoppen, braucht es blühende Landschaften, in denen – zusätzlich zu den bekannten Biodiversitätsförderflächen – massgeschneiderte, bestäuberfördernde Blühflächen eingerichtet werden. Im Vordergrund stehen die Erhaltung blüten- und kleinstrukturreicher Lebensräume, eine enge Nachbarschaft von Nahrungs- und Nistressourcen und ein kontinuierliches Blütenangebot vom frühen Frühling bis in den Spätsommer. Jede Massnahme zur Erhöhung der Menge, Vielfalt und Verteilung von Blütenpflanzen und gut besonnten Kleinstrukturen erhöht die Artenvielfalt und die Populationsgrössen der Wildbienen. Dies führt schliesslich zu einer verbesserten Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen.
Eine weitere Fördermassnahme ist die Beschränkung auf Pflanzenschutzmittel, die keine oder nur mässige Nebenwirkungen auf Nicht-Zielorganismen wie Insekten, andere Kleintiere und Wirbeltiere haben. Dies erfolgt am besten durch eine vielfältige Landnutzung, kombiniert mit schonenden Anbauformen wie Low-Input, Bio-Ackerbau und Verzicht auf chemische Hilfsstoffe. Mit der Förderung der Wildbienen, dem Schutz der Honigbiene und der Förderung landwirtschaftlicher Nützlinge werden beträchtliche Synergien erzielt.
Biologischer Landbau ist als Gesamtsystem vorteilhaft für die Erhaltung und Förderung der Wildbienen. Folgende Massnahmen tragen dazu bei:
• Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide
• Kein Einsatz von Kunstdüngern
• Vermehrter Anbau von Kleegras in Ackerfruchtfolgen, in welchen die Leguminosen Hummel- und anderen Wildbienenarten reichlich Nahrung bieten.
• Anwendung nicht-chemischer Unkrautregulierung, welche zu einer blütenreichen Ackerflora mit wichtigen Nektar- und Pollenspendern beiträgt.
• Extensive Graslandnutzung, die zu blütenreicheren, weniger grasdominierten Beständen und letztlich zu mehr insektenbestäubten Pflanzen führt.

Quelle: FiBL


Keywords:
Wildbienen, nachhaltige Landwirschaft, Biodiversität, Ökosystemleistungen,

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Pfiffner, L., Müller, A. (2014). Wildbienen und Bestäuber. Faktenblatt FiBL: 1-8. Herausgeber: Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick.

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Kontaktadresse:
Dr. Lukas Pfiffner
Research Institute of Organic Agriculture (FiBL)
Department Crop Sciences
Agroecology and Biodiversity
CH-5070 Frick Switzerland

lukas.pfiffner@fibl.org
Tel: +41 62 865 72 46


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