24.3.2014: Forschung international
Dünger bringt global das Gleichgewicht von Grasland ins Wanken
Les engrais bousculent l’équilibre des prairies au niveau mondial
Yann Hautier et al.
Düngemittel werden absichtlich eingebracht oder gelangen unabsichtlich als Nebenprodukt aus Industrie und Landwirtschaft via Luft in die Ökosysteme. Im Kulturland steigern sie zwar kurzzeitig den Ertrag, schwächen aber langfristig den stabilisierenden Effekt der Artenvielfalt auf Ökosysteme. Das zeigt eine internationale Studie. Erstmals wurden dazu umfassende Daten auf allen fünf Kontinenten erhoben.
Les fertilisants sont utilisés de façon délibérée dans les écosystèmes où les gagnent par inadvertance en tant que produit secondaire de l’industrie et de l’agriculture. Dans les zones rurales, ils augmentent à court terme certes la production, mais fragilisent à long terme l’effet stabilisant de la diversité des espèces sur les écosystèmes. C’est ce que montre une étude internationale. Pour la première fois, des données détaillées ont été récoltées sur les cinq continents.
Dünger hat einen negativen Einfluss auf die Ökosysteme von Wiesen und Weiden der Erde, indem er sie destabilisiert. Das zeigt ein internationales Forschungsteam mit Daten aus einem einzigartigen, weltweiten Netzwerk von Forschungsstandorten, dem so genannten «Nutrient Network». Die Studie ist das erste Experiment in dieser Grössenordnung, das natürliche Ökosysteme auf allen fünf Kontinenten einbezieht. Bisherige Experimente wurden hauptsächlich in künstlichen Systemen im Gewächshaus oder Versuchsgarten durchgeführt.
Die Forschenden fanden heraus, dass artenreiche Ökosysteme viel weniger stark auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren als artenarme – und damit langfristig stabiler bleiben. Verantwortlich dafür ist das sogenannte asynchrone Wachstum der Pflanzen: Wächst unter gewissen Bedingungen eine Art weniger gut, kompensiert eine andere Art den Verlust mit besserem Wachstum. Das ist vergleichbar mit dem «Portfolio-Effekt», wie er aus der Wirtschaft bekannt ist: Verteilt man seine Investitionen auf mehrere Anlagen, wird die Reaktion auf die Bewegungen in der Gesamtwirtschaft ausgeglichener erfolgen, als wenn man nur auf wenige Anlagen setzt.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich die Vielfalt und Stabilität in Wiesen und Weiden verringert, wenn Dünger zugegeben wird. Düngemittel werden absichtlich eingesetzt, um die Produktivität von Nahrungs- und Futtermitteln zu erhöhen. Sie gelangen aber auch unabsichtlich in den Stoffkreislauf, da Stickstoff durch die Landwirtschaft, Industrie und die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in die Atmosphäre gelangt und über die Niederschläge auf Wiesen und Weiden fällt. Dort verändern sich dadurch das Wachstum und die Vielfalt der Pflanzenarten: Je mehr Nährstoffe in das System gelangen, desto stärker geht der stabilisierende Effekt der Artenvielfalt verloren, und das Ökosystem kann aus dem Gleichgewicht geraten.
Quelle: Universität Zürich
Keywords:
Dünger, Stickstoff, Stabilität, Wiesen und Weiden
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hautier Y., Seabloom E.W., Borer E.T. et al. (2014): Europhication weakens stabilizing effects of diversity in natural grasslands. Nature, February 16. Doi: 10.1038/nature13014
http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2014/duenger-bringt-global-das-gleichgewicht-von-wiesen-und-weiden-ins-wanken.html
Kontaktadresse:
Dr. Yann Hautier
Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
hauti001@umn.edu
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