20.2.2004: Forschung CH

Invasive Arten: Körbchenmuschel wird zum Problem




Stephanie Schmidlin

Im Rhein zwischen Basel und Rheinfelden wurde eine starke Zunahme der asiatischen Körbchenmuschel festgestellt. Die Art hat den Rhein erst vor wenigen Jahren besiedelt und sich invasiv verbreitet. Dabei verdrängt sie teilweise einheimische Süsswasserschnecken.


Vom Menschen absichtlich oder ungewollt eingeführte exotische Pflanzen oder Tiere können die einheimische Flora und Fauna stark bedrohen. In den letzten Jahren haben sich auch in der Schweiz mehrere exotische Arten ausgebreitet. Im Rhein zwischen Basel und Rheinfelden wurde eine starke Zunahme der asiatischen Körbchenmuschel festgestellt.
Die Körbchenmuschel gelangte in den 1920er Jahren von Asien nach Nordamerika, von wo aus sie im Ballastwasser grosser Frachtschiffe anfangs der 1980er Jahren Europa erreichte. 1985 wurde sie im Niederrhein entdeckt; seither verbreitet sie sich erfolgreich rheinaufwärts. 1995 wurde sie zum ersten Mal bei der Basler Dreirosenbrücke und bei Schweizerhalle/Pratteln gefunden.
In den wenigen Jahren seit 1995 hat die Muschel zwei weitere Stauwehre überwunden. Die bisher am weitesten vorgedrungenen Individuen wurden zwischen Rheinfelden und Möhlin gefunden. Die Wiese, Birs und Ergolz hat die Körbchenmuschel bisher aber noch nicht besiedelt. Die starke Strömung im Mündungsbereich dieser Nebenflüsse dürfte möglicherweise eine erfolgreiche Kolonisation verhindert haben. Trifft die Körbchenmuschel aber auf eine geeignete Stelle, so kann sich eine Population sehr schnell vermehren. So wurden auf dem sandigen Grund des Altrheins bis zu 600 Tiere pro Quadratmeter gezählt. Bei derartigen Massenvorkommen werden anderen wirbellosen Kleintieren die Nahrung und der Lebensraum weggenommen, d.h. die Körbchenmuschel kann einheimische Arten verdrängen. Ein Vergleich zwischen der Zusammensetzung der Süsswasserschnecken-Gesellschaft im Rhein beim Basler St. Johanns-Park im Jahre 2003 und derjenigen aus dem Jahre 1994 (bevor die Körbchenmuschel in diesem Flussabschnitt vorkam) bestätigt diese Befürchtung: Vier der fünf heute dort vorkommenden Arten sind in den letzten 10 Jahren eingewandert, während zwei früher an diesem Standort registrierte einheimische Arten verschwunden sind.
Neben der Körbchenmuschel haben in den letzten Jahren auch weitere exotische Arten den Hochrhein besiedelt. Einige davon breiten sich ebenfalls sehr stark aus. Der weiteren Entwicklung dieser invasiven Arten und den möglichen Auswirkungen sollten Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenken.

Keywords:
Körbchenmuschel, Invasive Art, Hochrhein

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Schmidlin S. (2004): The Asiatic clam Corbicula sp. as a new invading species in the river Rhine in the region of Basel (Switzerland). Diplomarbeit, Universität Basel, Abt. Conservation Biology, 108 Seiten.

Kontaktadresse:
Stephanie Schmidlin, Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz, St. Johanns-Vorstadt 10, CH-4056 Basel
Privat: Stephanie Schmidlin, Höhenweg 4, CH-4253 Liesberg
Stephanie.Schmidlin@stud.unibas.ch
Tel: +41 (0) 61 771 08 76 oder 079 563 52 86


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