24.1.2014: Forschung international
Natürliche Feinde könnten Amphibienkrankheit in Schach halten
Des ennemis naturels contre la maladie des amphibiens
Dirk S. Schmeller et al.
Ein internationales Forscherteam hat einen wichtigen Schritt getan, um die Verbreitung des für Amphibien tödlichen Chytridpilzes verstehen und bekämpfen zu können. Die Wirkung der Pilzsporen wird offenbar in einigen Regionen von winzigen, im Wasser lebenden Räubern verhindert. Diese blockieren oder schwächen die Ausbreitung der Amphibienseuche, in dem sie Unmengen von Pilzsporen vertilgen, die sonst die Amphibien infizieren und die berüchtigte Pilzerkrankung Chytridiomykose auslösen. Die Stärkung artenreicher Gemeinschaften von Chytridpilz-Feinden in Seen könnte in Zukunft eine effiziente biologische Bekämpfungsmethode gegen die gefürchtete Amphibenkrankheit darstellen.
Un groupe international de chercheurs a réalisé un pas important dans la compréhension et la lutte contre la propagation du champignon chytridiomycète, mortel pour les amphibiens. L’action des spores du champignon est apparemment empêchée dans certaines régions par de minuscules prédateurs vivant dans l'eau. Ceux-ci bloquent ou affaiblissent la propagation de l’épidémie chez les amphibiens en consommant une grande quantité de spores du champignon qui les infectent et déclenchent la tristement célèbre maladie chytridiomycose. Le renforcement de communautés riches en espèces d'antagonistes du chytridiomycète dans les lacs pourrait à l'avenir représenter une méthode de lutte biologique efficace contre la maladie tant redoutée des amphibiens.
Die gesamte Gruppe der Amphibien wird zurzeit von einer weltweiten Pandemie heimgesucht, die das Aussterben massiv beschleunigt. Auch wenn der durch den Menschen verursachte Verlust von Lebensräumen die Hauptursache für den dramatischen Rückgang ist, so ist der Schutz der Lebensräume inzwischen keine Garantie mehr für das Überleben der Amphibien. Eingeschleppte Infektionskrankheiten bedrohen mittlerweile selbst Populationen in scheinbar abgelegenen Lebensräumen.
Die verheerendste bekannte Amphibienseuche ist die so genannte Chytridiomykose, die von einem tödlichen Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd genannt) hervorgerufen wird. Der Pilz befällt die Haut, die für die Amphibien von besonderer Bedeutung ist, da sie über die Haut atmen. Bd hat, um sich in einer neuen Umgebung zu etablieren, gewöhnlich nur ein kurzes Zeitfenster, um potenzielle Wirtstiere wie erwachsene Amphibien, deren Kaulquappen und Larven zu infizieren. Wenn sich Bd erfolgreich etabliert, steigt die Infektionsrate in einer Population stetig an. Ab einem bestimmten Schwellenwert sterben immer mehr Amphibien – bis hin zum lokalen Verschwinden einer Population.
Dieses Worst-Case-Szenario tritt jedoch nicht bei allen befallenen Populationen auf. Das zeigen Untersuchungen der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in den Pyrenäen, dem Hauptuntersuchungsgebiet des BiodivERsA-Projektes RACE. Aufgrund dieser Beobachtungen begannen die Wissenschaftler vor drei Jahren mit einer Reihe von Experimenten, um die Unterschiede dieses Musters zu erklären. Bei der näheren Betrachtung der Lebensräume der Amphibien stellten sie sehr grosse Unterschiede zwischen stark infizierten Seen und weniger stark infizierten Seen fest – sowohl im Hinblick auf die Vegetation als auch die Geologie. Eine Serie von Experimenten bestätigte anschliessend im Detail, dass in den weniger stark infizierten Seen winzige Wasserräuber wie Protozoen und Rädertierchen grosse Mengen der Zoosporen des Bd-Pilzes vertilgen. Der Hunger dieser winzigen Räuber lässt den Infektionsdruck für die gesamte Population sinken, weil weniger Kaulquappen infiziert werden. Im Gegensatz dazu fanden die Wissenschaftler in Gewässern ohne eine artenreiche Gemeinschaft an winzigen Räubern hohe Infektionsraten, die für den Zusammenbruch der Amphibienpopulation sorgen können.
Die Arbeiten wecken die Hoffnung auf effektive biologische Bekämpfungsmethoden. Dazu könnte die Vielfalt der mikrobiellen Gemeinschaften gezielt gestärkt werden, in dem Proben aus den Seen vor Ort genommen, die Feinde des Chytridpilzes im Labor vermehrt und anschließend dort wieder ausgesetzt werden. So könnte der Chytridpilz auf natürliche Weise bekämpft werden, ohne den Einsatz von Chemikalien oder gebietsfremden Bakterien.
Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Keywords:
Krankheiten, Amphibien, Chytridiomykose
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Schmeller D.S. et al. (2014): Microscopic Aquatic Predators Strongly Affect Infection Dynamics of a Globally Emerged Pathogen. Current Biology. http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2013.11.032
Kontaktadresse:
Dr. Dirk S. Schmeller
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
D-04318 Leipzig
dirk.schmeller@ufz.de
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