12.12.2013: Forschung CH
Waldbewirtschaftung und Waldbiodiversität
La gestion de la forêt et la biodiversité
Steffen Boch et al.
Wie beeinflusst die Bewirtschaftung von Wäldern die Anzahl der Pflanzenarten? Und eignet sich die Anzahl Pflanzenarten als Indikator für den Naturschutzwert eines Waldes? Eine gross angelegte vergleichende Studie in verschiedenen Regionen Deutschlandes zeigte, dass eine Waldbewirtschaftung im Allgemeinen die Anzahl Pflanzenarten zwar erhöht, insbesondere wenn sie eine Mosaik verschiedener Lebensräume schafft. Um den Naturschutzwert eines Waldes einzuschätzen, eignet sich die Anzahl Pflanzenarten allein allerdings nicht; vielmehr ist hierfür ein gezieltes Monitoring ausgewählter Arten aus verschiedenen Organismengruppen nötig.
Quelle est l’influence de l’exploitation des forêts sur le nombre d’espèces ? Est-ce que le nombre d’espèces est un bon indicateur de la valeur écologique d’une forêt ? Une vaste étude comparative dans différentes régions d’Allemagne a montré qu’une exploitation de la forêt entraîne en général une augmentation du nombre d’espèces, en particulier quand elle créé une mosaïque de milieux. Toutefois, pour estimer la valeur de conservation d’une forêt, le nombre d’espèces de plantes ne suffit pas à lui seul ; il est nécessaire de procéder à un monitoring ciblé d’espèces sélectionnées de différents groupes d’organismes.
Es gibt eine Fülle kleinerer Studien über die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Vielfalt von Pflanzenarten. Es fehlen jedoch vergleichende Studien über die Vielfalt von Pflanzenarten in unterschiedlich bewirtschafteten Wäldern, die in verschiedenen Regionen und Bestandsaltersklassen durchgeführt wurden und zudem detaillierte Informationen über Standortbedingungen berücksichtigt haben.
In dieser Studie wurden Gefässpflanzen auf 1500 Waldflächen mit einer Grösse von jeweils 20 m × 20 m in drei Regionen Deutschlands (Schwäbische Alb, Hainich-Dün, Schorfheide-Chorin) untersucht. In allen Regionen wurden mit den Untersuchungsflächen verschiedene Bewirtschaftungsmethoden (unbewirtschaftet, Dauerwald, durch Kahl- oder Schirmschlag entstandene Laub- und Nadelholz-Altersklassenwälder), verschiedene Bestandsalter, Standortbedingungen und Bewirtschaftungsintensitäten abgedeckt. Analysiert wurde, wie die Gesamtartenvielfalt und jene verschiedener funktioneller Pflanzengruppen (Bäume, Sträucher, Kräuter, typische Waldkräuter und lichtbedürftige Kräuter) von unterschiedlichen Bewirtschaftungsmethoden beeinflusst wird. Im Durchschnitt war die Artenvielfalt 13% höher in Altersklassenwäldern als in unbewirtschafteten Beständen, während sich Laubholz-Altersklassenwälder und Dauerwälder nicht unterschieden. In Altersklassenwäldern der Schwäbischen Alb und des Hainich-Dün wiesen Nadelholzbestände eine höhere Pflanzenartenvielfalt auf als Laubholzbestände. Ältere Altersklassenwälder mit grossem Holzvorrat hatten eine niedrigere Vielfalt von Straucharten und lichtbedürftigen Kräutern als jüngere. In ungenutzten Laubwäldern war die Vielfalt von krautigen, typischen Waldarten generell niedriger als in bewirtschafteten Laubwäldern. Im Hainich-Dün kamen 20% weniger Pflanzenarten in ungenutzten als in Dauerwäldern vor.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass eine Waldbewirtschaftung zwar im Allgemeinen die Anzahl Pflanzenarten erhöht. Doch zahlreiche Arten aus verschiedenen Organismengruppen leben ausschliesslich in ganz besonderen Waldtypen – zum Beispiel in Schlagfächen oder in Wäldern später Sukzessionsstadien mit sehr alten, dicken Bäumen. Insgesamt weist ein Mosaik von Wäldern mit verschiedener Bewirtschaftung, Baumartenzusammensetzung und unterschiedlichen Altersstadien die höchste Gesamtartenzahl über alle Organismengruppen auf, da ein solches Mosaik eine Vielfalt von Lebensräumen und Nischen für Arten mit unterschiedlichsten ökologischen Ansprüchen schafft. Die Forschenden kommen deshalb zum Schluss, dass sich die Artenzahl der Pflanzen allein nicht als Indikator für den Naturschutzwert eines Waldes eignet; sie ist vielmehr ein Abbild der Bewirtschaftungsintensität. Zur Messung des Naturschutzwertes eines Waldes empfehlen die Wissenschaftler ein Monitoring von ausgewählten Zielarten.
Quelle: Universität Bern
Keywords:
Wald, Artenvielfalt, Bewirtschaftung, Indikator
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Boch S., Prati D. et al. (2013). High plant species richness indicates management-related disturbances, rather than the conservation status of forests. Basic and Applied Ecology 14: 496505.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1439179113000777
Kontaktadresse:
Steffen Boch
University of Bern
Institute of Plant Sciences and Botanical Garden
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern
steffen.boch@ips.unibe.ch
Tel: + 41 (0)31 631 49 38
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