12.12.2013: weitere Publikationen

Kulturpflanzen in der Schweiz: Gerste

Plantes cultivées de Suisse: l’orge



Peer Schilperoord

In der Schriftenreihe «Kulturpflanzen der Schweiz» ist ein neues Heft über die Gerste erschienen. Die Publikation erzählt die Geschichte dieses ältesten Getreides in der Schweiz, zeigt seine vielfältigen morphologischen und regionalen Formen und betont seine Rolle als Hauptnahrungsmittel, Futtermittel und Genussmittel.

Un nouveau cahier sur l’orge a paru dans la série «Plantes cultivées de Suisse». La publication raconte l’histoire de la plus ancienne céréale en Suisse, montre sa diversité morphologique et ses formes régionales et souligne son rôle comme aliment de base, fourrage et denrée de luxe.


Die Gerste wurde während 7'000 Jahren ununterbrochen in der Schweiz angebaut. Das Saatgut wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Dank ihrer Frühreife und Anpassungsfähigkeit konnte sie von den tiefsten Lagen bis hoch hinauf in abgelegene Alpentälern angebaut werden.
Vor 50 Jahren kam es allerdings zu einem Bruch mit dieser Tradition. Der Anbau in den Randregionen wurde aufgegeben; in günstigen Lagen wurden schweizerische Sorten durch ausländische Sorten ersetzt. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg hat man die Gerstenzüchtung in der Schweiz ganz eingestellt. Während Gerste früher als Hauptnahrungsgetreide eine wichtige Rolle spielte, vor allem in Form von Brei oder Suppe, wird sie heute fast nur noch als Futtergetreide angebaut. Der Braugerstenanbau in der Schweiz wurde praktisch aufgegeben.
In der nationalen Samenbank befinden sich Gerstensorten, die vermutlich von den ersten in der Schweiz angebauten Sorten abstammen; es handelt sich dabei um 6-zeilige Spelz- und Nacktgersten.
Die Gerste ist von allen Getreidearten am frühesten reif. Das liegt daran, dass sie bereits beim Hervorschieben der Ähren blüht, weshalb sich die Vegetationszeit verkürzt. Meistens öffnen sich die Staubbeutel bereits in den noch geschlossenen Blüten; nur selten ragen sie aus den Blüten heraus.
Die Gerste ist ursprünglich eine Pflanze der Sommertrockenheit. Die extrem langen Grannen assimilieren sogar noch, wenn die Blätter die Assimilation wegen Trockenheit bereits eingestellt haben. Ein Grossteil der Kornsubstanz wird direkt von den Grannen gespiesen. Gerste ist das Grannengetreide schlechthin.
Die schweizerischen Landsorten spielen in der europäischen Gerstenzüchtung keine Rolle, dafür umso mehr in der Gerstenzüchtung der USA. Eine Landsorte aus der Region Sempachersee rettete sogar den Braugerstenanbau des Mittleren Westens. Diese Region wurde Mitte der 1930er Jahre von einer verheerenden Schwarzrostepidemie heimgesucht. Nur eine einzige Pflanze mit Schwarzrostresistenz konnte widerstehen – und sie stammte von einer Schweizer Landsorte ab. Mit ihr konnte ein aufmerksamer Landwirt das Problem lösen. Auch als in den 1990er Jahren in der gleichen Region grosse Probleme mit Fusarium auftraten, konnten die Züchter das Problem mit Hilfe von Schweizer Landsorte entschärfen.


Keywords:
Gerste, Kulturpflanzen, Landsorte

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
P. Schilperoord (2013): Kulturpflanzen in der Schweiz – Gerste. Verein für alpine Kulturpflanzen. Broschüre A4, 36 S., Fr. 25.00. Bestellung: schilperoord@bluewin.ch

P. Schilperoord (2013): Plantes cultivées en Suisse – L’orge. Association pour les plantes cultivées alpines. Brochure, A4, 36 p., Fr. 25.00. Commande: schilperoord@bluewin.ch

http://www.berggetreide.ch/

Kontaktadresse:
Peer Schilperoord
Hauptstrasse 16
CH-7492 Alvaneu Dorf

schilperoord@bluewin.ch
Tel: + 41 (0)81 404 22 29


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