17.2.2004: Forschung CH

Auerhuhnschutz hilft auch Käferarten




Rolf Debrunner

Sowohl das Auerhuhn als auch Bock- und Prachtkäfer sind in ihren Vorkommen an lichte Waldgebiete gebunden. Massnahmen zum Schutze des Auerhuhn, welche zu einer offenen Bestandsstruktur führen, fördern somit auch diese Käferarten. Trotzdem konnte in einer Studie in Gebieten mit Auerhuhnvorkommen keine höhere Vielfalt der Pracht- und Bockkäfer nachwiesen werden. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Käfer auf einer wesentlich kleineren räumlichen Skala von der Bestandsstruktur abhängig sind als die raumbedürftigen Auerhühner.


Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) kommt in strukturreichen, lichten Nadel- und Na-delmischwäldern vor. Die Art ist sehr anspruchsvoll bezüglich Qualität und Grösse des Lebensraums und eignet sich somit für eine Untersuchung des Schirmartenkonzepts. Eine frühere Arbeit bestätigt, dass das Auerhuhn eine Schirmart für Gebirgsvogelarten ist. Da verschiedene Autoren vermuten, dass Auerhuhnlebensräume grundsätzlich artenreich sind, stellt sich die Frage, ob sich diese Schirmartenfunktion auch auf Artengruppen ausweiten lässt, die sich vom Auerhuhn morphologisch stark unterscheiden, systematisch nicht verwandt sind und in keiner trophischen Beziehung zu ihm stehen.
Bekannte Auerhuhn-Präsenzflächen der Ibergeregg (Kanton Schwyz) wurden auf ihre Bockkäfer- (Cerambycidae) und Prachtkäferfauna (Buprestidae) untersucht und mit ähnlichen Flächen ohne Auerhuhnnachweise verglichen. Dazu habe ich die Vertreter dieser beiden Käferfamilien während zwei Monaten in Auerhuhn-Präsenzflächen und Absenzflächen an je sechs Standorten gefangen.
Es zeigte sich, dass die Auerhuhn-Präsenzflächen keine höheren Arten- oder Individuenzahlen aufweisen. Die grosse Varianz in den Vorkommen der Cerambyciden und Buprestiden wird hauptsächlich geprägt durch den Schlussgrad des Waldes am Fallenstandort sowie dem Vorkommen von Totholz und Wurzeltellern. Dass an Standorten in einem Bestand mit einem Schlussgrad von mehr als 60% signifikant weniger Bock- und Prachtkäfer gefunden wurden, bestätigt den erwarteten Zusammenhang zwischen den Lebensraumanforderungen des Auerhuhns und den beiden Käferfamilien. Auch das Auerhuhn zeigt eine starke Bindung an lichte, offene Wälder. Auerhuhn-Schutzmassnahmen, welche zu einer lückigen Waldstruktur führen, dienen auch den Bock- und Prachtkäfern. Das Totholz ist für das Auerhuhn zwar kein zentraler Lebensraumfaktor, dennoch finden wir in Auerhuhngebieten vielfach überdurchschnittliche Totholzmengen. Das Schirmartenkonzept, welches das gemeinsame Vorkommen von Auerhuhn mit den Bock- und Prachtkäfer vermuten lässt, wurde somit belegt, obschon ich in den Auerhuhn-Präsenzflächen keine grössere Artenvielfalt nachwies. Die waldspezifischen Lebensraumfaktoren wirken für die untersuchten Käferarten auf einer wesentlich kleineren Skala als für das raumbedürftige Auerhuhn.

Keywords:
Auerhuhn, Bockkäfer, Prachtkäfer, Schirmart, Waldstruktur

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Debrunner R. (2004): Das Auerhuhn als Schirmart für ausgewählte Käferarten: Eine Untersuchung zur Beziehung zwischen Auerhuhnvorkommen und Biodiversität. Diplomarbeit am Departement Umweltnaturwissenschaften, ETH Zürich.



Kontaktadresse:
Rolf Debrunner, Walkestrasse 30, CH-8400 Winterthur
Dr. Kurt Bollmann, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
rdebrunn@dataway.ch
Tel: +41 (0)1 739 24 11


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