12.12.2013: Forschung international
Vernetzte Landschaften nützen Natur und Landwirtschaft
Des paysages interconnectés sont un plus pour la nature et l’agriculture
Christof Schüepp, Felix Herzog, Martin Entling
Der Rückgang naturnaher Landschaftselemente im Kulturland reduziert die Artenvielfalt und wirkt sich negativ auf Ökosystemleistungen wie die natürliche Schädlingskontrolle und Bestäubung aus. Durch welche Massnahmen diese Leistungen der Natur gefördert werden können, haben Wissenschaftler unter Schweizer Beteiligung untersucht. Dabei hat sich gezeigt: Vernetzte Lebensräume in der Agrarlandschaft nützen nicht nur der Artenvielfalt, sondern auch der Landwirtschaft.
Le recul d’éléments paysagers proches de l’état naturel en milieu rural réduit la diversité des espèces et exerce une influence négative sur les services écosystémiques tels que le contrôle des ravageurs ou la pollinisation. Des chercheurs, avec la participation de la Suisse, ont examiné quelles sont les mesures à même de promouvoir ces services de la nature. Résultat: les milieux interconnectés du paysage rural ne profitent pas seulement à la diversité des espèces, mais aussi à l’agriculture.
Ökosysteme erfüllen zahlreiche Funktionen, die dem Menschen zugutekommen. Zu den bekanntesten dieser sogenannten Ökosystemdienstleistungen zählen die Bestäubung von Kulturpflanzen und die natürliche Regulation landwirtschaftlicher Schädlinge. Im Rahmen des Projekts FRAGMENT haben Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau gemeinsam mit Schweizer Forschungseinrichtungen untersucht, welche Maßnahmen die Bestäubung von Nutzpflanzen fördern. Hierfür haben sie über zweihundert Kirschbäume in dreißig unterschiedlichen Landschaften gepflanzt und über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, welche naturnahen Strukturen wie Gehölze und Hecken den Bestäubern dienlich sind und wie weit sie entfernt sein dürfen, damit Bienen und andere Bestäuber von ihnen profitieren.
Die Studie machte offensichtlich, dass eine große Anzahl an Gehölzen als Bestäuber-Lebensräume in der umgebenden Landschaft die Aktivität von Bestäubern – vor allem von Wildbienen – an den Kirschbäumen vervielfachte. Der Fruchtansatz der Kirschen hängt dabei allerdings stärker von der Isolation zu umliegenden Kirschbäumen, also von der Verfügbarkeit arteigenen Pollens ab. Für das Verständnis der Blütenbestäubung muss also die umgebende Landschaft berücksichtigt werden. In der Landschaft wiederum ist sowohl die Verteilung (Fragmentierung) von Lebensräumen für die Bestäuber als auch die Verteilung der Pflanzen wichtig. Um die biologische Vielfalt und die Bestäubung sicherzustellen, ist es notwendig, Agrarlandschaften mit Gehölzen, Hecken und Wiesen zu vernetzen.
Die Untersuchung zeigt, dass die Blütenbestäubung von der Fragmentierung von Agrarlandschaften doppelt betroffen ist: Die Aktivität der bestäubenden Insekten nimmt ab und die Pflanzen werden räumlich voneinander isoliert. Beides reduziert den Bestäubungserfolg. In der Folge führt der Rückgang naturnaher Lebensräume in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu einer Abnahme der Biodiversität. Dadurch werden die Dienstleistungen des Ökosystems gefährdet, von denen der Mensch profitiert.
Quelle: Universität Koblenz-Landau
Keywords:
Ökosystemleistungen, Bestäubung, Vernetzung, naturnahe Strukturen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Schüepp C., Herzog F., Entling M. (2013). Disentangling multiple drivers of pollination in a landscape-scale experiment. Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences.
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/281/1774/20132667.abstract
Kontaktadresse:
Felix Herzog
Agroscope Reckenholz-Tänikon Research Station ART
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
felix.herzog@art.admin.ch
Tel: +41 (0)44 377 74 45
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