12.12.2013: Forschung CH
Massnahmen zur Förderung von Vögeln im Kulturland
Mesures pour la promotion des oiseaux en milieu rural
Simon Birrer et al.
Die Bestände von Kulturlandvogelarten können mit Hilfe von Biodiversitätsförderflächen (bisher ökologische Ausgleichsflächen genannt) regional gesteigert werden. Bedingung ist aber, dass in einem Raum genügend Flächen mit einer hohen ökologischen Qualität vorkommen. Dies ist das Fazit aus einem Werkstattbericht der Schweizerischen Vogelwarte, der die Ergebnisse verschiedener aktueller Untersuchungen zusammenfasst.
Grâce aux surfaces de promotion de la biodiversité, on peut augmenter les peuplements d’oiseaux des milieux ruraux à l’échelle régionale. Ceci est vrai à condition qu’il y ait suffisamment de surfaces présentant une haute qualité écologique. Un rapport de la Station ornithologique Suisse tire cette conclusion sur la base d’une synthèse des résultats de différentes études.
Trotz eines durchschnittlichen Anteils von Biodiversitätsförderflächen an der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Tallagen der Schweiz von 9.5% liess sich bisher auf nationaler Ebene keine substanzielle Verbesserung der Bestandssituation von typischen Arten des Landwirtschaftsgebietes feststellen. Untersuchungen zeigen, dass neben der Quantität vor allem die ökologische Qualität der Biodiversitätsförderflächen für das Vorkommen zahlreicher Vogelarten entscheidend ist. Ein wichtiger Aspekt für die Vögel ist dabei die Erreichbarkeit der Nahrung. Lückige Vegetation ist diesbezüglich ein wichtiger Faktor ebenso wie die Sukzession. So ist die Dichte einiger Feldvogelarten in vier- bis sechsjährigen Buntbrachen (Blühstreifen, -flächen) am höchsten.
Mehrere Fallbeispiele dokumentieren, dass sich die Bestände einiger Feldvogelarten mit qualitativ wertvollen Biodiversitätsförderflächen vergrössern lassen. Aufgrund von statistischen Modellen kann abgeschätzt werden, dass in Ackerbaugebieten rund 14 % hochwertige Lebensräume (Vorrangflächen mit Qualität, naturnahe Lebensräume ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche) notwendig sind, um die Bestände von standorttypischen Vogelarten ansteigen zu lassen.
Die Landwirte spielen bei der Umsetzung von Aufwertungsmassnahmen die zentrale Rolle. Wir konnten zeigen, dass Landwirte, die eine gesamtbetriebliche Beratung erhalten haben, mehr Leistung für die Biodiversität erbringen. Die 24 im Rahmen eines Projektes beratenen Landwirte stimmten zu, den Anteil von Vorrangflächen mit Qualität auf ihren Betrieben von 3,3 auf 8,7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu steigern.
Im selben Projekt wurde ein Instrument entwickelt, mit welchem die verschiedenen Massnahmen zur Lebensraumaufwertung mit Punkten bewertet werden. Eine Erfolgskontrolle auf 133 Betrieben zeigt, dass sich dieses Bewertungsinstrument sehr gut eignet, um die Leistung von landwirtschaftlichen Betrieben zugunsten der Biodiversität objektiv abzubilden.
In der Schweiz werden naturnah und umweltfreundlich produzierte Labelprodukte stark nachgefragt. Die Vereinigung der integriert produzierenden Landwirte (IP-Suisse) setzt stark auf die Förderung der Biodiversität und verlangt von ihren Labelproduzenten eine bestimmte Leistung im Bereich Biodiversität. Diese wird mit dem oben erwähnten Punktsystem gemessen. Biodiversität wird damit zu einem Mehrwert, der über höhere Produzentenpreise in Wert gesetzt werden kann.
Keywords:
Landwirtschaft, Biodiversitätsförderflächen, ökologische Qualität, Vögel
Literatur:
Birrer, S. et al. (2013). Ökologische Vorrangflächen fördern Kulturlandvögel. Julius Kühn-Archiv 442: 138150.
http://www.vogelwarte.ch/publikationen.html?pubId=1055
Kontaktadresse:
Simon Birrer, Schweizerische Vogelwarte, Seerose 1, CH-6204 Sempach
simon.birrer@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 38
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