8.10.2013: Forschung CH
19 neue Arten in Tessiner Rebbergen entdeckt
Dix-neuf nouvelles espèces d'invertébrés découvertes dans les vignobles du Tessin
Marco Moretti et al.
Im Rahmen einer Studie über die Biodiversität in den Rebbergen südlich der Alpen konnten 19 Arten von Wirbellosen (Spinnen, Zikaden und Käfer) entdeckt werden, die bisher noch nie in der Schweiz beobachtet wurden. Das Projekt mit der Bezeichnung BioDiVine untersucht, welche Faktoren die Diversität von Pflanzen und Invertebraten in den Weinbergen beeinflussen. Ziel ist die Bereitstellung von Informationen über die Bedeutung der Rebberge für die Natur und die Erhaltung dieses Naturerbes.
Dans le cadre d'une recherche sur la biodiversité des vignobles dans le sud des Alpes, 19 espèces d'invertébrés, jamais observées jusqu'ici en Suisse, ont été découvertes. Le projet, appelé BioDiVine, examine les facteurs qui influent sur la diversité des espèces de plantes et d'invertébrés dans les vignobles. Il a pour objet de fournir des informations sur la valeur naturelle des vignobles et sur la façon de préserver ce patrimoine.
Die Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW und des Kantonalen Naturhistorischen Museums MCSN haben in den Rebbergen der italienischen Schweiz eine überraschende Artenvielzahl von Invertebraten festgestellt. Konkret haben sie 11 Spinnenarten, 7 Arten von Zikaden und 1 Käferspezies entdeckt, die bisher noch nie in unserem Land dokumentiert wurden.
Rebberge sind Lebensräume, die seit Jahrhunderten vom Menschen geschaffen und gepflegt werden. Im Landschaftsbild südlich der Alpen sind sie ein wichtiges Element (>1‘000 Hektaren).
Einige der neu festgestellten Arten sind in anderen Ländern beheimatet, insbesondere im Mittelmeerraum. Für ihre Verbreitung in der Schweiz hat vermutlich der Mensch gesorgt, unterstützt vom Klimawandel. Andere Arten hat es wahrscheinlich schon früher bei uns gegeben, sie wurden aber nie wissenschaftlich nachgewiesen.
Die höchste Anzahl Arten bei Pflanzen und Wirbellosen fand sich in den Weinbergen an Hanglagen. Dies beruht vermutlich auf dem Vorhandensein begrünter Böschungen, die in den Weingütern in der Ebene fehlen, sowie auf der am Hang üblichen weniger intensiven Bewirtschaftung.
Die Biodiversität stellt eine Art natürliches Immunsystem dar, das den Weinbergen eine Art Selbstregulierung ermöglicht. So bleibt die Zahl der Rebenschädlinge auf natürliche Weise in akzeptablen Grenzen, die mit den Produktivitätsanforderungen vereinbar sind. Der Aufrechterhaltung der Biodiversität in landwirtschaftlichen Gebieten kommt somit neben der ethischen und sozialen Bedeutung auch ein wirtschaftlicher Stellenwert zu.
Quelle: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
Keywords:
Rebberge, Tessin, Schädlingsbekämpfung
Literatur:
Marco MORETTI
Ökologie der Lebensgemeinschaften
Eidg. Forschungsanstalt WSL
CH-6500 Bellinzona
http://www.wsl.ch/fe/oekosystem/insubrisch/projekte/BioDivine/index_IT
marco.moretti@wsl.ch
Tel: +41 (0)79 237 07 13
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