7.8.2013: Forschung CH

Grünerlen überwuchern die Alpen

Les Alpes envahies par l’aulne vert



Durch den Rückzug der Landwirtschaft aus dem Berggebiet breiten sich Grünerlen rasant aus. Diese Büsche überwachsen artenreiche Wiesen und Weiden, verhindern die Rückkehr des Bergwaldes und führen zu Stickstoffbelastungen in Gewässern und Böden. Die Ausbreitung der Grünerle kann besonders effektiv durch Ziegen und Engadiner Schafe gebremst werden.

En montagne, le retrait de l’agriculture a entraîné une prolifération rapide de l’aulne vert. Ce buisson recouvre des prairies et des pâturages riches en espèces, empêche le retour de la forêt de montagne et provoque une pollution des eaux et du sol par l’azote. La prolifération de l’aulne vert peut être efficacement enrayée par les chèvres et les moutons d’Engadine.


Die Landwirtschaft zieht sich aus ökonomischen Gründen immer mehr aus dem Berggebiet zurück. In die Bresche springt eine Pflanze, die natürlicherweise nur in Lawinenzügen und Bachrunsen vorkommt: die Grünerle. Sie überwuchert jährlich mehrere hundert Hektaren aufgegebener Alpweiden und breitet sich damit drei- bis viermal schneller aus als der Wald. Dabei wäre der Wald die ursprüngliche Vegetation des Alpenbogens unterhalb der alpinen Zone.
Überwuchern Grünerlen Gebiete quasi als Monokulturen, hat dies verschiedene negative Konsequenzen. Bedecken Grünerlen nur schon die Hälfte einer Fläche, wird die Pflanzenvielfalt halbiert, so dicht ist ihr Bewuchs. Aber auch Insekten und Vögel werden seltener. Zudem versauern die Böden. Gleichzeitig fördert die Grünerlenausbreitung den Klimawandel: Grünerlenbestände setzten 35-mal mehr Lachgas frei als Wiesen. Lachgas ist ein äusserst starkes Treibhausgas.
Mit der Bundesverfassung hat sich die Schweiz zur Pflege der Kulturlandschaft verpflichtet. Die (noch nicht endgültig verabschiedete) Agrarpolitik 2014-17 setzt denn auch Anreize, damit Alpweiden offengehalten werden. Laut einer Studie von Agroscope genügen die geplanten Massnahmen jedoch nicht. Besonders effektiv wäre der vermehrte Einsatz von Ziegen und einer bestimmten Schafrasse, den Engadiner Schafen. Diese fressen die Triebe und die Rinde von Grünerlen, was zu deren Absterben ohne Stockausschlag führt.


Keywords:
Grünerle, Alpen, Verbuschung, Bergwald, Lachgas

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
T. Bühlmann et al. (2013): Die Verbuschung des Alpenraums durch die Grünerle. Factsheet der Akademien der Wissenschaften Schweiz.
http://www.biodiversity.ch/d/media_corner/press_releases/
http://www.biodiversity.ch/f/media_corner/press_releases/index.php

FactSheet

Kontaktadresse:
Daniela Pauli
Forum Biodiversität Schweiz
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