7.8.2013: Forschung CH

Neue Pflanzen: Pest oder gefundenes Fressen?

Plantes nouvelles: peste ou nourriture bienvenue?



Ian S. Pearse, Florian Altermatt

Neu eingeführte oder eingewanderte Pflanzen können teilweise zu Futter von einheimischen Schmetterlingsraupen werden. Die Bereicherung der Speisekarte kann erwünscht sein, weil Neophyten so in Schach gehalten werden. Forscher an der Eawag haben jetzt eine Methode entwickelt, mit der bereits vor der Einführung von neuen Pflanzen gesagt werden kann, wie und von welchen Insekten sie in deren Menuplan eingebaut werden.

Des plantes nouvellement introduites ou immigrées peuvent parfois servir de nourriture à des chenilles de papillons indigènes. L’enrichissement du menu peut être bienvenue, car il peut contenir les néophytes. Des chercheurs de l’Eawag ont développé une méthode grâce à laquelle il est possible de prévoir, avant son introduction, comment et par quel insecte une nouvelle plante sera consommée.


Eingeführte Pflanzen sind längst eine Realität – in der Landwirtschaft, in Gärten, aber auch in natürlichen Ökosystemen. Eine Konsequenz dieser globalen Vermischung der Flora sind neue Wechselbeziehungen zwischen den einheimischen pflanzenfressenden Tieren und den neuen Pflanzen. Die neue Nahrung kann weitreichende Folgen haben: Einheimische Insekten können eingeführten Nutzpflanzen ebenso an den Kragen gehen wie potentiell invasiven Neophyten. Die neuen Pflanzen ihrerseits können die Zusammensetzung der einheimischen Pflanzenfresser-Gesellschaften aufmischen.
Bisher wurden die meisten dieser neuen Beziehungen erst lange nach der Einführung einer fremden Art näher untersucht. Dabei wäre es mit Blick auf ökologische und ökonomische Konsequenzen sehr interessant, diese Effekte schon früher zu verstehen. Der Eawag-Biologe Florian Altermatt und sein Kollege Ian Pearse (Cornell University) schliessen nun diese Lücke. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Ecology Letters beschreiben sie ihre Vorhersagemethode. Sie haben dazu die Nutzung von 460 in Europa nicht einheimischen Pflanzen durch 900 Schmetterlings- und Falterarten untersucht. Ihre Vorhersagen haben sie erfolgreich getestet mit Wechselbeziehungen, die sich in den letzten 100 Jahren schon etabliert haben. Die Resultate können für die Überwachung potentiell invasiver Pflanzenarten nützlich sein oder für die rechtzeitige Entwicklung von Strategien zur Schädlingsbekämpfung. Zudem erlauben die Prognosen auch eine Abschätzung des Risikos, welches neu eingeführte Pflanzen für die einheimischen Nahrungsnetze darstellen.

Quelle: EAWAG


Keywords:
Neophyten, Raupen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Pearse I.S., Altermatt F. (2013). Predicting novel trophic interactions in a non-native world. Ecology Letters. http://doi.wiley.com/10.1111/ele.12143

Kontaktadresse:
Florian Altermatt
Eawag
Department of Aquatic Ecology
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf

florian.altermatt@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 55 92


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