18.4.2013: Forschung CH
Flechten reisen per Schneckenexpress
Les lichens voyagent en escargot
Steffen Boch et al.
Mit Hilfe eines Frassexperiments konnten Forscher nachweisen, dass sich zwei Flechtenarten über Schneckenkot verbreiten. Insgesamt regenerierten sich die Flechten besser aus dem Kot grösserer Schnecken als aus jenem kleinerer Tiere. Die ökologischen Beziehungen zwischen Flechten und Schnecken sind vielfältiger als bisher angenommen.
Des chercheurs ont montré à l’aide d’expériences d’alimentation que deux espèces de lichens se propagent grâce aux excréments d’escargots. En général, les lichens se régénéraient mieux à partir d’excréments de grands escargots plutôt que de petits animaux. Les relations écologiques entre les lichens et les escargots sont plus variés que ce que l'on supposait jusqu'ici.
Endozoochorie ist die Ausbreitung von pflanzlichen Diasporen, nachdem diese von Tieren gefressen und wieder ausgeschieden wurden. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Ausbreitung von Pflanzen und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Für viele Artengruppen wie Flechten ist dieser Mechanismus bislang noch nicht bekannt, obwohl sie die Nahrung zahlreicher Tierarten sind.
Forscher der Universität Bern verfütterten deshalb in einem Frassexperiment die häufige Aufgerichtete Schwielenflechte (Physcia adscendens) und die seltene Echte Lungenflechte (Lobaria pulmonaria) an neun Schneckenarten, welche sich auch in der Natur von Flechten ernähren, und kultivierten deren Kot. Bereits nach sechs Wochen wuchsen daraus kleine Schuppen der verfütterten Flechtenarten. Physcia adscendens regenerierte sich aus 41 % der Kotbällchen, während Lobaria pulmonaria aus 29 % der Kotbällchen wuchs. Insgesamt regenerierten sich die Flechten besser aus dem Kot grösserer als aus jenem kleinerer Schnecken. Grosse Schnecken verschluckten grössere Fragmente als kleine Schnecken, was für die Regeneration der Flechten vorteilhaft zu sein scheint.
Die Resultate zeigen, dass Schnecken wichtige Ausbreitungsvektoren von Flechten sind, welche bisher komplett übersehen wurden. Es eröffnet neue Perspektiven in der Ökologie und stellt die bisherige Sicht des ausschliesslich negativen Einflusses von Schnecken auf Flechten in Frage.
Quelle: Universität Bern
Keywords:
Endozoochore Ausbreitung, Flechten, Lobaria, Schnecken
Literatur:
Boch S. et al. (2011). Lichen Endozoochory by Snails. PLoS ONE 6(4): e18770. doi:10.1371/journal.pone.0018770.
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0018770
Kontaktadresse:
Steffen Boch
Institute of Plant Sciences and Botanical Garden
University of Bern
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern
steffen.boch@ips.unibe.ch
Tel: +41 (0)31 631 49 38
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