18.4.2013: Forschung CH
Wildheuförderprogramm mit erfreulichen Resultaten
Le programme d’encouragement du foin sauvage porte ses fruits
Emanuel Jenny
2002 wurde im Gebiet «Vordere Bänder» im Erstfeldertal (UR) die traditionelle Wildheunutzung nach über 40 Jahren Brache wieder reaktiviert. Im Rahmen eines Monitorings wurden die Effekte der Wiederaufnahme der Schnittnutzung in Bezug auf Vegetation, charakteristische Arten der Trockenwiesen und -weiden (TWW), Erosion und Wild während 10 Jahren untersucht. Die Ergebnisse sind aus Sicht des TWW-Schutzes sehr erfreulich; sie dienen dem Kanton Uri als Grundlage für die Weiterführung des Wildheuförderprogramms.
En 2002, on réactivât dans la région de «Vordere Bände» dans la vallée de l’Erstfeld (UR) l’exploitation traditionnelle du foin sauvage après 40 ans de friche. Dans le cadre d’un monitoring, les effets de la reprise de cette activité par rapport à la végétation, aux espèces caractéristiques des prairies et pâturages secs (PPS), à l’érosion et au gibier ont été étudiés. Les résultats sont très réjouissants du point de vue de la protection des PPS; ils serviront au canton d’Uri comme base pour poursuivre le programme d’encouragement du foin sauvage.
Beim Schutz von Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung (TWW) sind Nutzungsaufgaben vor allem im Berggebiet ein zunehmendes Problem. Mit dem Brachfallen geht sowohl ein Verlust an Artenvielfalt als auch an Kulturlandschaft einher. Aus diesem Grund ist eine nachhaltig betriebene, landwirtschaftliche Nutzung ein wichtiges Ziel der Trockenwiesenverordnung.
Meist ist die sogenannt traditionelle Nutzung die optimale Bewirtschaftungsform von TWW-Objekten. Dies gilt inbesondere für extensive Schnittnutzungen. In den Wildheugebieten der Innerschweiz, welche heute noch TWW-Qualität aufweisen, gilt es daher, diese traditionelle und spezifische (sogenannt überjährige, d.h. alle 2 bis 4 Jahre ein Schnitt) Mähnutzung trotz hohem Arbeitsaufwand zu erhalten und zu fördern.
Im TWW-Objekt «Vordere Bänder» im Erstfeldertal wurde die Wildheunutzung in den 1970er-Jahren ganz aufgegeben. Im Rahmen eines Reaktivierungsprojektes, das 2001 durch den Kanton Uri gestartet wurde, sollten einerseits konkrete Erfahrungen bei der Wiederaufnahme der Wildheunutzung gesammelt, andererseits aber auch die Effekte auf Vegetation, TWW-Arten, Wild und Erosion untersucht werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
- Bereits nach zweimaligem Schnitt weisen sowohl Flächen mit zu nährstoffreicher Vegetation als auch Flächen mit zu vielen Brachezeigern wieder TWW-Qualität auf. Die akkumulierte Streu ist weitgehend abgebaut. Niedrigwachsende und lichtbedürftige TWW-Arten, aber auch attraktive Arten wie Lilien und Orchideen, nehmen zu.
- Das optimale Schnittintervall liegt für Halbtrockenrasen bei 2 bis 3 Jahren, bei Blaugras- und Laserkrauthalden bei 4 bis 6 Jahren.
- Erosionsbedingte, offene Bodenstellen nehmen in genutzten Arealen tendenziell ab.
- Das Wild reagiert sehr positiv auf die gemähten Flächen und nutzt das junge Futter vor allem im Frühling nach der Schneeschmelze sowie im Herbst.
Die praxisnahen Ergebnisse des Monitorings konnten und können im Wildheuför-derprogramm des Kantons nutzbar gemacht werden, beispielsweise bei der Festlegung der minimalen bzw. maximalen Schnittfrequenz auf TWW-Flächen. Auch die vielen konkreten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Bewirtschaftern, im Bereich der Optimierung der Infrastruktur sowie der Kommunikation dienen als Grundlage für die Weiterführung des TWW-Schutzes auf den Urner Wildheuflächen.
Keywords:
TWW, Wildheunutzung, Schnittintervall
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Jenny E. (2013): Reaktivierung Wildheunutzung Erstfeldertal: Auswertung Monitoring 2001 2011. Amt für Raumentwicklung Kanton Uri. 62 Seiten.
http://www.ur.ch/de/verwaltung/dienstleistungen/?dienst_id=3445
Kontaktadresse:
Emanuel Jenny
Oekoskop
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CH-4053 Basel
emanuel.jenny@oekoskop.ch
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