4.3.2013: Aufgegriffen
Wisente sind bereit für die Freisetzung
Bisons prêts à être mis en liberté
Im Wittgensteiner Land läuft mit wissenschaftlicher Begleitung eine Wiederansiedlungsprojekt für Wisente in freier Wildbahn. Voraussichtlich im Frühjahr 2013 wird eine Herde freigesetzt.
La réintroduction de ces animaux dans la nature est en cours dans le Wittgenstein, avec un accompagnement scientifique de l’Université de Siegen. Il est prévu de lâcher le troupeau au printemps 2013.
Nach dreijähriger Forschungsarbeit hat das Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen nun die Genehmigung erteilt, eine Herde von derzeit acht Wisenten im Privatwald des Fürstenhauses zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg freizusetzen. Die Tiere werden sich voraussichtlich ab dem Frühjahr 2013 frei in den Wittgensteiner Wäldern bewegen können. Diese Herde wird somit seit über 150 Jahren die erste wild lebende Rinderherde Deutschlands sein.
Im Wittgensteiner Land wurden seit Jahren Anstrengungen unternommen, den Weg zur Wiederansiedlung der Tiere frei zu machen. Eine Vorstudie stellte die generelle Eignung des Gebietes sowie den Grad der Akzeptanz in der Bevölkerung fest. 2010 startete das Vorhaben mit der wissenschaftlichen Begleitforschung von drei Universitäten, der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein sowie einem Gutachterbüro.
Das Projekt wird Vorbildcharakter haben und gewissermassen als Pilotstudie für andere ähnliche Projekte in dicht besiedelten Regionen dienen. So werden bereits in Dänemark Anstrengungen unternommen, ebenfalls Wisente freizusetzen.
Zwischen dem Trägerverein des Projektes und dem Umweltministerium des Landes NRW wurde im Vorfeld ein Katalog erarbeitet, der sämtliche Fragestellungen umfasst, die bis zu einer Freisetzung der Wisente beantwortet sein mussten. Nach dreijähriger Forschung konnte dieser Fragenkatalog im Herbst 2012 abgeschlossen werden und das Ministerium genehmigte die Freisetzung der Wisente auf der Grundlage der geleisteten Studien. Jedoch ist die wissenschaftliche Arbeit an dieser Stelle nicht beendet, denn die Tiere sollen weiterhin untersucht werden, Verhaltensänderungen frühzeitig erkannt und auch die Erweiterung ihres Areals intensiv verfolgt werden. Ebenso soll die sozioökonomische Begleitforschung weiter fortgeführt werden.
Die Wisente (wieder) als Wildart zu etablieren wird vielfältige positive Folgen für das Ökosystem haben. So besetzen die Tiere die seit Jahrhunderten vakante Position des grossen Gras- und Raufutterfressers. In ihrem Kot können sich eine Vielzahl an koprophagen Wirbellosen entwickeln, von denen einige einerseits selbst auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen und andererseits Nahrungsgrundlage für bedrohte Insektenfresser sind. Durch Tritt und Beweidung schaffen die Tiere offene Flächen in ansonsten geschlossenen Vegetationsdecken, die essenziell für manche konkurrenzschwache (und daher heutzutage seltenen) Pflanzen sind. Weiter bewahren sie kleinräumig bedrohte Wiesenbereiche vor der Verbuschung. Darüber hinaus verspricht man sich natürlich auch eine Attraktivitätssteigerung der ganzen Region für Naturliebhaber, Tierfreunde, Wanderer oder Tierfotografen.
Quelle: Universität Siegen
Keywords:
Wisent, Freisetzung, Ökosystemingenieur
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Klaudia Witte
Abteilung Biologie
Universität Siegen
Adolf-Reichwein-Str. 2
D-57068 Siegen
Tel: +49 (0)271 740 3297
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