4.3.2013: Forschung CH
Invasiv und schnell!
Invasive et rapide!
Agroscope Changins-Wädenswil
Pueraria, auch Kudzu genannt (Pueraria lobata), gehört gemäss IUCN weltweit zu den 100 aggressivsten invasiven Neophyten. In wenigen Jahren kann die Pflanzenart unter günstigen Bedingungen eine existierende Vegetation komplett überdecken und zerstören. In der Schweiz ist Pueraria seit etwa 2 Jahrzehnten im Tessin präsent. Es sind 35 Befallsherde bekannt und unter Beobachtung.
La puéraire hirsute, aussi nommée kudzu (Pueraria lobata), appartient selon l’UICN aux 100 néophytes invasives les plus agressives au niveau mondial. Dans des conditions favorables, cette espèce peut en l’espace de quelques années complètement recouvrir et détruire la végétation existante. En Suisse, la puéraire hirsute est présente depuis près de 20 ans au Tessin, où les 35 foyers d’infestation répertoriés sont placés sous surveillance.
Der Tageszuwachs von 27 cm Länge der Leguminosenart ist wohl das Auffälligste an dieser Pflanze. Aufgrund dieses Wachstumspotenzials wurde die Pflanze in den Vereinigten Staaten in den 1930er und 1940er Jahren als Erosionsschutz verwendet. In der Zwischenzeit werden die wirtschaftlichen Schäden auf bis über eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr geschätzt.
Wie Pueraria ins Tessin gelangte, ist ungeklärt. Die Lage der meisten Befallsherde lässt auf ein Auswildern aus Privatgärten schliessen. Angesichts ihres sehr schnellen Wachstums hat Agroscope Versuche durchgeführt, um das Ausbreitungspotenzial und Bekämpfungsmassnahmen zu erforschen.
Erste Resultate sind überraschend und lassen nichts Gutes erahnen. In der Literatur wird vermehrt auf die schlechte Keimfähigkeit der Bohnen hingewiesen und das Ausbreitungspotenzial von Pueraria v.a. der vegetativen Vermehrung zugeschrieben. In unseren Untersuchungen lagen die Keimfähigkeitswerte von Pueraria-Samen, die an 4 verschiedenen Standorten gesammelt wurden, mit einer Keimfähigkeit von 51 % im Durchschnitt dreimal höher als in der Literatur. Dies verändert die Ausgangslage für das Ausbreitungsrisiko entscheidend. Die Pflanze kann sich nicht nur am Ursprungort über den Wuchs ausbreiten, sondern von Ort zu Ort passiv über Samen, der zum Beispiel durch Erde verteilt wird, die an Schuhsohlen klebt.
Der Einsatz von Herbiziden auf Grünteilen von Pueraria erwies sich als erfolgreich. Die Herbizidbehandlung ist aber keine nachhaltige Lösung. Auf Grasland ist die Behandlung schwierig, in Wald und Ufergebieten ist sie gänzlich ausgeschlossen. Alternative Bekämpfungsmethoden wie mechanische Verfahren sind teuer oder die Bekämpfung mit biologischen Methoden noch nicht praxisreif.
Zur Zeit scheint Pueraria nur für die Alpensüdseite ein Problem darzustellen, eine Ausweitung auf die Alpennordseite scheint aufgrund der Wintertemperaturen noch nicht realistisch.
Quelle: Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Keywords:
Invasive Arten, Pueraria lobata, Ausbreitungspotenzial, Bekämpfungsmassnahmen
Kontaktadresse:
Mario Bertossa
Forschungsbereich Pflanzenschutz Süd der Alpen
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Centro di ricerca Cadenazzo
CH-6594 Contone
mario.bertossa@acw.admin.ch
Tel: +41 (0)91 850 20 34
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