29.1.2013: Forschung CH
Wieso auch gut gepflegte Trockenwiesen und -weiden Arten verlieren
Les prairies et pâturages secs perdent des espèces malgré un entretien correct
Jacqueline Diacon-Bolli et al.
Trotz regelmässiger Beweidung oder Schnitt nehmen vielerorts die Artenzahlen der Trockenwiesen und -weiden ab. Eine Literaturstudie zeigt auf, dass die historische Bewirtschaftung im Vergleich zu heute zu mehr struktureller Heterogenität im Grünland, aber auch in der Umgebung und auf Landschaftsebene, geführt hat. Viele Arten der Trockenwiesen und -weiden waren im Laufe ihres Lebenszyklus auf diese Vielfalt angewiesen. Naturschutzmassnahmen sollten daher neben der Fortführung von Beweidung und Schnitt auch regionale strukturelle Aufwertungen umfassen.
Malgré un pacage ou une coupe régulière, le nombre d’espèces des prairies et pâturages secs diminuent en de nombreux endroits. Une étude bibliographique montre que la gestion traditionnelle entraînait davantage d’hétérogénéité structurelle non seulement des prairies et pâturages, mais aussi des alentours et au niveau du paysage. Beaucoup d’espèces des prairies et pâturages secs étaient, au cours de leur cycle de vie, dépendants de cette diversité. Les mesures de protection de la nature devraient donc comprendre des revalorisations structurelles à plus grande échelle en plus de la poursuite du pacage et des coupes.
Trockenwiesen und -weiden beherbergen eine grosse Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten. Von Menschenhand geschaffen, benötigen sie jedoch regelmässige Pflege, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt. Deshalb orientieren sich Naturschutzmassnahmen oft an der historischen Bewirtschaftung, das heisst regelmässige Beweidung oder Schnitt werden wieder eingeführt. Trotz dieser Bemühungen ist die Vielfalt der Arten in Trockenwiesen und -weiden bedroht. Neben der Fragmentierung und Eutrophierung könnte der Verlust struktureller Heterogenität innerhalb und ausserhalb der heutigen Trockenrasen, welche in der historischen Bewirtschaftung üblich war, für diesen Artenrückgang verantwortlich sein.
In einem Review wird die Geschichte der Trockenrasenbewirtschaftung in der nördlichen Schweiz beschrieben, die strukturelle Heterogenität aufgezeigt, welche in der historischen Landschaft durch sie geschaffen wurde, und ihre Bedeutung für die Biodiversität auf drei verschiedenen räumlichen Skalen erörtert:
• innerhalb der Trockenrasen
• in deren unmittelbarer Umgebung sowie
• auf Landschaftsebene.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass die historische Bewirtschaftung im Vergleich zur heutigen Bewirtschaftung ein höheres Mass an struktureller Heterogenität auf allen drei Skalen erzeugt hat, und dass eine Vielzahl der heutigen Arten von diesen Strukturen abhängig sind. Um die ganze Spannbreite der mit Trockenwiesen und -weiden assoziierten Artenvielfalt zu erhalten, ist es deshalb notwendig, dass Naturschutzmassnahmen zu einer Erhöhung der strukturellen Heterogenität innerhalb der Trockenrasen, in der nahen Umgebung sowie auf Landschaftsebene beitragen.
Quelle: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
Keywords:
Trockenwiesen und -weiden, Artenvielfalt, Agrargeschichte, Heterogenität
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Diacon-Bolli J., et al. (2012): Heterogeneity fosters biodiversity linking history and ecology in dry calcareous grasslands. Basic and Applied Ecology 13: 641-653.
http://dx.doi.org/10.1016/j.baae.2012.10.004
Kontaktadresse:
PD Dr. Matthias Bürgi
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Forschungseinheit Landschaftsdynamik
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
matthias.buergi@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 54
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