12.11.2012: Forschung international

Nur gesunde Grundwasserökosysteme liefern sauberes Grundwasser

Seules des nappes phréatiques saines livrent de l’eau propre



Heide Stein et al.

Die artenreiche Bakterien- und Tierwelt im Grundwasser säubert im Untergrund das Wasser, indem sie organisches Material zersetzt, das von der Oberfläche in die Tiefe gelangt. Diese Ökosystemleistung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine Studie hat nun erste Weichen für ein ökologisch nachhaltiges Grundwassermanagement gestellt.

Le monde très diversifié de bactéries et d’animaux présents dans les nappes phréatiques nettoie l’eau du sous-sol en décomposant le matériel organique arrivant de la surface. Ce service écosystémique a une valeur inestimable. Une nouvelle étude a maintenant posé les premiers jalons en vue d’une gestion écologique durable des eaux souterraines.


Grundwasser ist keineswegs eine leblose Ressource: Mindestens 2000 bekannte Tierarten und zahlreiche Mikroorganismen tragen in Europa zur Reinigung des Grundwassers und damit zur Qualität des Trinkwassers bei. Dennoch ist der Schutz dieses Lebensraums bislang nicht gesetzlich verankert. Das Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau in Deutschland hat nun einen Entwurf für eine geografische Klassifikation der Grundwasserfauna vorgelegt, die als wichtiger Schritt für eine Bewertung des ökologischen Zustands des Grundwassers dienen kann. Sie zielt auf eine längst überfällige Etablierung geeigneter Maßnahmen für eine nachhaltige, weil ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftung des Grundwassers.
Nur auf einer solchen Basis lassen sich verbindliche Kriterien und Grenzwerte für die Bewertung und den nachhaltigen Schutz der Grundwasserökosysteme festlegen, betonen die Forschenden. Solche Kriterien und Grenzwerte existierten zwar bereits für Oberflächengewässer; die Untersuchung habe jedoch ergeben, dass diese Klassifikationen für das Grundwasser nicht gelten.
Die Wissenschaftler schlagen eine grundwasserspezifische Klassifizierung mit vier potenziellen so genannten Stygoregionen des Grundwassers am Beispiel Deutschlands vor. Nachhaltiges Grundwassermanagement kann nur betrieben werden, wenn auch die Grundwasserökologie umfassend berücksichtigt wird, so die Forschenden. Zum Glück stehen Wasserwirtschaft und Wasserversorgung diesem Thema durchaus offen gegenüber, denn auch dort weiss man: Nur gesunde Grundwasserökosysteme liefern sauberes Grundwasser.
So ist letztlich die Politik gefordert, die rechtliche Stellung der Grundwasserökosysteme eindeutig zu definieren. Zwar finden sich in Gesetzen wie der EU Grundwasserrichtlinie und im Wasserhaushaltsgesetz Formulierungen, in denen das Grundwasser als Gewässer definiert ist und damit den allgemeinen Grundsätzen der Gewässerbewirtschaftung mit all ihren Konsequenzen und Schutzrechten unterliegt. Dennoch fehlt bislang ein entsprechendes Rechtsgutachten bzw. ein entsprechender Präzedenzfall, der die inkonsistente Gesetzeslage konkretisieren und der Umsetzung Vorschub geben würde.

Quelle: Universität Koblenz-Landau


Keywords:
Grundwasser, Ökosystemleistungen, Stygoregionen, Politik

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Stein H., Griebler C., Berkhoff S., Matzke D., Fuchs A., Hahn H.J. (2012): Stygoregions – a promising approach to a bioregional classification of groundwater systems. Nature Scientific Reports, doi:10.1038/srep00673
http://www.nature.com/srep/2012/120919/srep00673/full/srep00673.html

Kontaktadresse:
PD. Dr. Hans Jürgen Hahn
Universität Koblenz-Landau
Institut für Umweltwissenschaften
Fortstraße 7
D-76829 Landau

hjhahn@uni-landau.de
Tel: +49 (0)6341 280-31590


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