23.10.2012: Forschung international
Klimawandel gefährdet Wildbienen im Hochgebirge
Le changement climatique menace les abeilles sauvages des hautes-montagnes
Bernhard Hoiss et al.
Wenn der Klimawandel weiter voranschreitet, dürfte er viele Wildbienen im Hochgebirge und in kühleren Regionen der Erde gefährden. Das schliessen Wissenschaftler aus ihrer Forschungsarbeit.
Si le changement climatique continue à se faire sentir, beaucoup d’abeilles sauvages des hautes-montagnes et des zones plus froides de la Terre pourraient être menacées. C’est ce que concluent des scientifiques à partir de leurs travaux de recherche.
Wie beeinflussen unterschiedliche klimatische Bedingungen die Artenvielfalt der Wildbienen? Welche Eigenschaften dieser Bienen sind für ihr Überleben unter anderen klimatischen Verhältnissen wichtig? Das haben Würzburger Biologen im Nationalpark Berchtesgaden untersucht. Der Nationalpark ist dafür gut geeignet, weil es dort auf engem Raum grosse Höhen- und damit grosse Klimaunterschiede gibt.
In 600 bis 2000 Metern Höhe haben die Forscher insgesamt 87 Arten von Wildbienen nachgewiesen. Der Artenreichtum und die Zahl der Individuen sind auf den niedriger gelegenen, warmen Flächen ungefähr zwei bis drei Mal grösser als auf den Wiesen weiter oben.
Folgende Eigenschaften treten gehäuft in den Artengemeinschaften auf, die unter kälteren Bedingungen leben: die Organisation in sozialen Insektenstaaten, der Bau unterirdischer Nester, grössere Körper und eine grössere Höhenverbreitung. Der Grossteil der Arten in höheren Lagen hat nur ein kleines Verbreitungsgebiet und ist an alpine und kühle Lebensräume angepasst.
Diese evolutionären Anpassungen an widrige klimatische Bedingungen im Gebirge gehen auf Kosten der Konkurrenzstärke. Das heißt: Sollten weniger kältetolerante Arten mit ähnlichen Ansprüchen in den Lebensraum der Hochgebirgsspezialisten vordringen, wären diese im Nachteil – etwa weil ihre Blüten nun auch von anderen Bienen als Nahrungsquelle genutzt werden.
Diese reduzierte Konkurrenzkraft könne den Spezialisten zum Verhängnis werden, wenn mit einem wärmer werdenden Klima die dominanteren, wärmeliebenden Arten die alpinen Lebensräume erobern, so die Forschenden. Dadurch sei das Überleben der spezialisierten Wildbienen in den hohen Lagen der Alpen gefährdet. Für Regionen in hohen Breitengraden sei derselbe Effekt zu erwarten, zum Beispiel in Nordskandinavien.
Wie wird sich der prognostizierte Schwund der Wildbienen auf die Bestäubung und damit auf die artenreichen Pflanzen-Lebensgemeinschaften in den entsprechenden Regionen auswirken? Diese Frage wollen die Biologen als nächstes angehen. Erste Experimente dazu haben sie im Nationalpark Berchtesgaden durchgeführt.
Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Keywords:
Klimawandel, Wildbienen, Konkurrenz, Bestäubung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hoiss B. et al. (2012). Altitude acts as an environmental filter on phylogenetic composition, traits and diversity in bee communities. Proc. R. Soc. B (2012), online publiziert am 29. August, doi:10.1098/rspb.2012.1581
Kontaktadresse:
Bernhard Hoiss
Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie)
Biozentrum der Universität Würzburg
Am Hubland
D-97074 Würzburg
bernhard.hoiss@uni-wuerzburg.de
Tel: +49 (0)93131 82394
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