20.8.2012: Forschung international
Artenreiches Grünland liefert höheren Energieertrag
Des prairies riches en espèces ont un meilleur rendement énergétique
J. Khalsa et al.
Pflanzliche Monokulturen gelten als ökologisch bedenklich, aber hoch effizient. Forscher haben nun gezeigt, dass bei einer energetischen Nutzung von Grünlandflächen der Ertrag mit zunehmender Artenvielfalt steigt.
Les monocultures végétales sont préoccupantes au niveau écologique, mais très efficaces. Des chercheurs ont pu montrer que lors de l’utilisation énergétique de surfaces de prairies, la production augmente avec l’accroissement de la diversité des espèces.
Im Rahmen des Jena-Experiments, einem der derzeit grössten Biodiversitätsexperimente in Europa, wurden im Jahr 2002 auf insgesamt zehn Hektaren Grünlandparzellen angelegt, die zwischen einer Pflanzenart (Monokultur) und 60 Pflanzenarten enthalten. Das Experiment erlaubt es, die Bedeutung von Biodiversität für das Funktionieren von Ökosystemen zu untersuchen. In den Jahren 2008 und 2009 wurden gezielt die Effekte der Artenzahl auf die energetischen Eigenschaften der Biomasse untersucht.
Eines der wichtigsten Resultate dieser Studie ist der mit zunehmender Diversität ansteigende Bruttoenergieertrag bei einer thermischen Verwertung. Ein stetiger Anstieg der Biomasse mit steigender Artenzahl und ein relativ gleichbleibender Brennwert führten insgesamt zu einer positiven Biodiversitäts-Energie-Beziehung. So kann auf einem Hektar extensiv bewirtschaftetem Grünland mit einer Artenvielfalt von rund 60 Arten pro Jahr ein Bruttoenergieertrag von etwa 42 MWh erzielt werden. Damit ist der Energieertrag etwa doppelt so hoch wie auf der gleichen Fläche mit einem Bestand von nur vier Arten.
Ursächlich für diesen erstaunlich hohen Energiezuwachs auf gleicher Fläche sind Komplementäreffekte. Die unterschiedlichen Pflanzenarten nützten die verschiedenen ökologischen Potenziale und Nischen einer Grünlandfläche deutlich besser aus.
Es wird davon ausgegangen, dass in Mitteleuropa langfristig ein Viertel der Dauergrünlandflächen verschwindet, weil es entweder in Acker umgewandelt wird oder brachliegt. Damit gehen auch wichtige Ökosystem-Dienstleistungen verloren, wie der Schutz des Grundwassers oder des Bodens vor Erosion.
Es besteht die Möglichkeit, diese extensiven Grünlandflächen weiterhin zu nutzen und damit all ihre positiven Eigenschaften zu erhalten. Denn eine energetische Verwertung der auf den Grünlandflächen geernteten Biomasse schafft ökonomische Anreize für den Landwirt und kann, wie das Jena-Experiment zeigt, den Artenreichtum dieser Flächen erhalten und sogar weiter steigern.
Quelle: Universität Kassel
Keywords:
Energiepflanzen, extensives Grünland, Klimawandel, Biomasse
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
J. Khalsa, T. Fricke, W. W. Weisser, A. Weigelt, M. Wachendorf (2012): Effects of functional groups and species richness on biomass constituents relevant for combustion: results from a grassland diversity experiment. Grass and Forage Science. DOI: 10.1111/j.1365-2494.2012.00884.x
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2494.2012.00884.x/abstract
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Michael Wachendorf
Universität Kassel
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Steinstr.19
37213 Witzenhausen
mwach@uni-kassel.de
Tel: +49 (0)55 429 813 34
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