21.6.2012: Forschung international

Die Lebensraumansprüche von Vögeln in der Agrarlandschaft

Les exigences des oiseaux en matière d’habitat dans les paysages ruraux



Jörg Hoffmann et al.

Wissenschaftler aus Deutschland haben untersucht, wie gut sich unterschiedlich genutzte landwirtschaftliche Flächen in Brandenburg als Lebensraum für Vögel eignen. Ziel war es herauszufinden, wie eine Agrarlandschaft strukturiert sein muss, um den Ansprüchen von Vögeln gerecht zu werden.

Des scientifiques allemands ont examiné différentes surfaces agricoles dans le Brandebourg sous l’angle de leur capacité à servir d’habitat pour les oiseaux. L’objectif était de définir comment le paysage rural devrait ête structuré pour répondre aux besoins des oiseaux.


Vögel sind wichtige Anzeiger (Indikatoren) für die Biodiversität eines Ackers. Ihr Auftreten belegt, wie nachhaltig die Bewirtschaftung einer Fläche ist.
Ausgangspunkt der Untersuchung war die Frage, welche Ansprüche Vögel an den Lebensraum Acker stellen, wo sie sich in der Kulturlandschaft ansiedeln und wie viele Vogelarten derzeit überhaupt in konventionell bewirtschafteten Ackerbaugebieten vorkommen. Auf den insgesamt 29 km² umfassenden Untersuchungsflächen haben die Forschenden etwa 50 % der Brutvogelarten des Landes Brandenburg und ca. 38 % der Arten von Deutschland gefunden. Ackerbaugebiete sind also auf die Vögel bezogen ein artenreicher Lebensraum. Allerdings war nur ein kleiner Teil der festgestellten Arten weit verbreitet bzw. wurde häufig angetroffen. Die deutliche Mehrzahl der Arten kam selten bzw. sehr selten vor.
Mit Hilfe von Revieranalysen, u.a. für Feldlerche, Braunkehlchen, Goldammer und Grauammer, wurden die Lebensraumansprüche der Arten ermittelt. So ergeben sich konkrete Flächeninformationen, die für die Sicherung des Bestandes der genannten Indikatorvogelarten in verschiedenen Anbaukulturen (z. B. in Mais, Winterraps und Winterweizen) aber auch in naturnahen Biotopen nötig sind. Es zeigte sich, dass eine hohe Fruchtartenvielfalt wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt. Dagegen wirken sich eine hohe Pflanzendichte sowie grosse Flächenanteile einzelner Kulturen, z. B. von Winterraps und Mais, nachteilig auf die Indikatorvogelarten aus. Nachteilig zeigt sich z. B. ein Maisflächenanteil von mehr als 10 % bei den Indikatorvogelarten Heidelerche, Braunkehlchen und Grauammer sowie von mehr als 23 % bei Schafstelze, Goldammer, Neuntöter und Feldlerche.
Will man die Biodiversitätsziele 2020 erreichen, sollten die Lebensraumansprüche von Indikatorvogelarten bedacht und die Fruchtartenvielfalt gefördert werden, so die Wissenschaftler. Derzeit hat die EU in ihren Vorschlägen für ökologische Vorrangflächen sowie der gewollten Anbaudiversifizierung eine Obergrenze von 70 % Flächenanteil für einzelne Kulturen angesetzt, was nun angesichts der vorliegenden Ergebnisse zu hoch erscheint.

Quelle: Julius Kühn-Institut


Keywords:
Landwirtschaft, Anbaukulturen, Brutvögel

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Hoffmann J. et al. (2012). Bewertung und Verbesserung der Biodiversität leistungsfähiger Nutzungssysteme in Ackerbaugebieten unter Nutzung von Indikatorvogelarten. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut 163.
http://pub.jki.bund.de/index.php/BerichteJKI/issue/current

Kontaktadresse:
Dr. Dr. Jörg Hoffmann
Julius Kühn-Institut
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Stahnsdorfer Damm 81
D-14532 Kleinmachnow

joerg.hoffmann@jki.bund.de
Tel: +49 (0)33203 48-360


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