18.6.2012: Forschung CH
Arten reagieren unterschiedlich auf Fragmentierung
Les espèces réagissent de manière différente à la fragmentation
Roman Bucher et al.
Landschaftsfragmentierung beinhaltet hauptsächlich zwei Prozesse: Erhöhte Isolation von Lebensräumen und Abnahme der Fläche von naturnahen Lebensräumen. Am Beispiel von baumbewohnenden Insekten und Spinnenarten konnten Forschende zeigen, dass Arten mit schlechten Verbreitungsmöglichkeiten vor allem auf Isolation reagieren. Im Gegensatz dazu reagieren mobile Arten auf den Anteil an naturnahen Lebensräumen in der Landschaft. Arteigenschaften sind damit wichtige Indizien zur Vorhersage von Fragmentierungseffekten.
La fragmentation des paysages comprend deux processus majeurs: une isolation accrue des habitats et une diminution des surfaces proches de l’état naturel. Des chercheurs ont pu montrer à l’aide d’insectes arboricoles et d’araignées que les espèces peu mobiles réagissent avant tout à l’isolement. Par contre, les espèces mobiles réagissent à la proportion d’habitats naturels dans le paysage. Les caractéristiques des espèces sont donc des indices essentiels pour prévoir les effets de la fragmentation.
Die Effekte einer Landschaftsfragmentierung variieren stark zwischen Organismen. Arteigenschaften wie die Verbreitungsweise und die Lebensraumansprüche können diese Unterschiede erklären. Arten mit schlechten Verbreitungsmöglichkeiten dürften besonders stark auf Isolation reagieren. Für Arten mit guten Verbreitungsmöglichkeiten muss dagegen angenommen werden, dass der Anteil naturnaher Lebensräume in der Landschaft der limitierende Faktor ist. Um diese Hypothesen zu testen, haben Forschende 30 Standorte ausgewählt, die in Bezug auf die Isolation zu anderen naturnahen Lebensräumen und in Bezug auf den Anteil an naturnahen Lebensräumen im Umkreis von 500 Metern variieren. An jedem Standort wurden sieben Kirschbäume gepflanzt. Um die Neubesiedlung zu erfassen, haben die Wissenschaftler überwinternde Arthropoden mittels Papprollen, welche während der Vegetationsperiode in den Baumkronen befestigt waren, gesammelt. An drei Bäumen pro Standort wurden zusätzlich Leimringe angebracht, um zwischen verschiedenen Besiedlungsweisen zu unterscheiden (laufend/über die Luft).
Wie vorhergesagt reagierten flugunfähige Ohrwürmer stark auf Isolation. Solche Fragmentierungseffekte können Konsequenzen für Ökosystemfunktionen haben, da beispielsweise Ohrwürmer wichtige Blattlausräuber auf Kirschbäumen sein können. Im Gegensatz dazu reagierten drei Spinnenarten, die sich über die Luft verbreiten können (Ballooning), weder auf Leimringe noch auf Isolation, dafür aber auf den Anteil an geeigneten Lebensräumen in der Landschaft. Unsere Resultate unterstützen die Verwendung von Arteigenschaften zur Vorhersage von Effekten der Landschaftsfragmentierung. Zusätzlich sollten aber auch Interaktionen zwischen Organismengruppen berücksichtig werden.
Keywords:
Fragmentierung, Isolation, Lebensraumverlust, Arthropoden, Arteigenschaften
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Bucher R. et al. (2010). Arthropod colonisation of trees in fragmented landscapes depends on species traits. Open Ecology Journal 3: 111-117.
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Kontaktadresse:
Felix Herzog
Agroscope Reckenholz-Tänikon Research Station ART
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