5.4.2012: Forschung international
Artenvielfalt von Waldfragmenten, Waldinnerem und Waldrändern
Diversité des espèces des forêts fragmentées, forêts fermées et lisières
Kevin Bähner
Eine Studie in der fragmentierten Waldlandschaft des Nordpfälzer Berglandes offenbarte für herbivore Insekten eine unerwartet hohe Artenvielfalt und Wirtspezialisierung in denjenigen Waldhabitaten, die sich gegenüber kontinuierlichen aber intensiv genutzten Wäldern durch eine starke Fragmentierung auszeichnen. Die grösste Artenvielfalt und Wirtsspezialisierung wurde in den Waldrändern der kontinuierlichen Waldgebiete gefunden.
Dans la forêt fragmentée de la région montagnarde du Palatinat du nord, une étude a révélé une diversité d’insectes herbivores et de spécialisation d’hôte plus importante que prévue. Ceci est en particulier vrai pour les habitats forestiers fortement fragmentés, par opposition aux forêts continues mais exploitées intensivement. La plus grande diversité en espèces et spécialisation d’hôtes a été constatée dans les lisières des forêts continues.
In dieser Arbeit wurden die Einflüsse der Waldfragmentierung auf Interaktionsnetzwerke herbivorer Insekten und Gehölzpflanzen in insgesamt 72 Plots in drei Habitattypen im Nordpfälzer Bergland in Rheinland-Pfalz untersucht. Die gewählten Habitate waren Waldfragmente, Waldränder zusammenhängender Waldgebiete und deren Inneres als Kontrolle. Bei den kontinuierlichen Waldgebieten handelt es sich um intensiv bewirtschaftete Wirtschaftswälder. Überprüft wurde, ob sich Rand- und Fragmentierungseffekte (i) auf die Diversität von Herbivoren auswirken. Ferner wurde die junge Methodik des Netzwerkansatzes genutzt. Bisher gab es noch keine Untersuchung über Fragmentierungseffekte auf herbivore Insekten unter Berücksichtigung von Interaktionsnetzwerken. Mithilfe der Netzwerkanalytik wurde überprüft, ob sich Rand- oder Fragmentierungseffekte (ii) auf die Komplexität und (iii) den Spezialisierungsgrad von Interaktionsnetzwerken herbivorer Insekten und ihrer Wirtspflanzen auswirken. Da der Netzwerkansatz eine noch junge Methode ist, wurde sie (iv) zusätzlich über autökologische Daten zum Phagiegrad der Herbivoren evaluiert. Die Resultate können wie folgt zusammengefasst werden:
(i) Es gelang eine umfangreiche Inventarisierung der Herbivorengesellschaft mit insgesamt 151 Taxa aus mindestens 33 Familien und 8 Ordnungen. Die Artenvielfalt nahm graduell von den Waldrändern über die Fragmente zum Waldinneren ab, ohne dass sich dabei die Gesellschaften der Waldfragmente signifikant von einer der anderen beiden Habitate signifikant unterschied. Sie nahm eine Intermediärstellung ein. Der Befund erklärt sich neben Ökotoneffekten aus der floristischen Armut der kontinuierlichen und intensiv genutzten Wirtschaftswälder gegenüber den praktisch unbewirtschafteten Waldrändern. Daraus ergeben sich direkt die Unterschiede in der Biodiversität der Herbivoren.
Die in herbivorieorientierten Studien oft vernachlässigten Hemipteren stellten die Hälfte aller Taxa. Die Herbivorendiversität war in Waldrändern signifikant größer als im Waldinneren. Der Befund erklärt sich durch die ebenfalls größere Pflanzendiversität in Rändern. Pflanzenwespen (Symphyta), Blattläuse (Aphidoidea) und Blattflöhe (Psylloidea) zeigten eine Waldrandpräferenz. Dies wurde mit einer Änderung des Fraßmodus (blütenbesuchende adulte Symphyta) bzw. mit den günstigeren Ausbreitungsmöglichkeiten (Sternorrhyncha) erklärt. Die Mehrheit der Herbivoren, für die autökologische Informationen ermittelt werden konnten, stellte sich als eurytop heraus. Nur ein kleiner Teil erwies sich als schattenangepasste Insekten.
(ii) Die Komplexität der Interaktionsnetzwerke nahm vom Waldrand über die Fragmente zum Waldesinneren ab. Dies lag an der abnehmenden Diversität der am Netzwerk beteiligten Gruppen über die Habitate.
(iii) Qualitative (Connectance) und quantitative Netzwerkindizes (Linkage Density, Shannon Diversity of Interactions und Blüthgen‘s H2‘) lieferten zum Spezialisierungsgrad der Netzwerke gegensätzliche Ergebnisse. Weitere Analysen stützen aber die Aussage, dass Waldränder spezialisiertere Interaktionsnetzwerke beherbergen als das Waldinnere
Keywords:
Fragmentierung, Waldrand, Netzwerkindizes, Tier-Pflanzen-Interaktion, Artenvielfalt
Art der Publikation:
Masterarbeit
Literatur:
Bähner K. (2011). Waldfragmentierungseffekte auf Interaktionsnetzwerke herbivorer Insekten und Gehölzpflanzen im Unterwuchs von Laubmischwäldern des Nordpfälzer Berglandes. Diplomarbeit, Abteilung Pflanzenökologie und Systematik der TU Kaiserslautern. Unpubliziert; 126 Seiten.
http://www.uni-kl.de/FB-Biologie/Botanik/ag_wirth.htm
Kontaktadresse:
Kevin Bähner, Dr. Rainer Wirth
TU Kaiserslautern
Abt. Pflanzenökologie und Systematik
Gebäude 13/219
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Kevin.Baehner@gmx.de
Tel: +49 (0)160 3222097
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