16.2.2012: weitere Publikationen
Gefährdete Arten in der Schweiz – eine Synthese
Une synthèse des espèces menacées en Suisse
Francis Cordillot und Gregor Klaus
Rote Listen sind anerkannte wissenschaftliche Fachgutachten, in denen der Gefährdungsgrad von Arten dargestellt ist. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat alle Daten aus den Roten Listen der gefährdeten Pflanzen-, Tier- und Pilzarten in der Schweiz zusammengeführt und ausgewertet. Die soeben erschienene Publikation gibt neue Einsichten zum Zustand und zur räumlichen Verteilung bedrohter Arten sowie zu den Gefährdungsursachen.
Les listes rouges se basent sur une procédure d’évaluation scientifiquement reconnue pour répertorier le degré de menace pesant sur les espèces indigènes. L’Office fédéral de l’environnement OFEV a réalisé une synthèse de l’ensemble des listes rouges suisses des espèces végétales, animales et fongiques. Cette récente publication apporte un nouvel éclairage sur l’état et la répartition géographique des espèces menacées et sur les menaces elles-mêmes.
Zurzeit liegen für 27 Organismengruppen Rote Listen vor. Dazu gehören 3 Pflanzengruppen (Gefässpflanzen, Moose, Armleuchteralgen), 21 Tiergruppen (sämtliche Wirbeltiere und 15 wirbellose Gruppen) sowie 3 Pilz- und Flechtengruppen (Grosspilze, Baum- und Bodenflechten). Die Projekte für eine Rote Liste werden durch die nationalen Daten- und Koordinationszentren realisiert, welche im Informationsfluss zwischen Praxis und Forschung stehen.
Seit 2000 wird jede Rote Liste in der Schweiz in einem mehrjährigen Prozess nach den Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN erstellt. Ziel ist es, mittels international abgestützter Richtlinien die Objektivität der Einstufung und auch die Vergleichbarkeit der Roten Listen auf nationaler und internationaler Ebene zu verbessern.
Die Kriterien zur Einstufung der Arten in Gefährdungskategorien basieren auf einer Kombination von Faktoren, welche die Aussterbewahrscheinlichkeit massgeblich bestimmen. Es sind dies vor allem die effektiv besiedelte Fläche, die Grösse und der Isolationsgrad der Populationen sowie Bestandsveränderungen.
Im Rahmen von Rote-Liste-Projekten wurden bisher 10’350 Arten (rund ein Viertel aller bekannten Arten!) bewertet. Davon wurden 3741 (36%) als bedroht eingestuft. Damit sind über ein Drittel der für die Roten Listen bewerteten Arten gefährdet. Insgesamt ist jede vierzigste Art ist ausgestorben, jede zwanzigste Art steht kurz vor dem Aussterben.
Der Anteil gefährdeter Arten variiert je nach Organismengruppe. Bei den einheimischen Zehnfusskrebsen, den Armleuchteralgen, den Reptilien und den Amphibien ist er besonders hoch. Im Mittelland und in den nördlichen Voralpen leben am meisten gefährdete Arten.
Weitere 10% der bewerteten Arten gelten als «potenziell gefährdet». Viele dieser Arten sind noch weit verbreitet, weisen aber rückläufige Bestände auf; andere Arten dieser Kategorie können ihre Bestände nur dank Schutzmassnahmen halten. Damit besteht für fast die Hälfte aller untersuchten einheimischen Arten (46%) in der Schweiz Anlass zur Sorge.
Bisher wurden in der Schweiz 97 Arten und 19 Unterarten nachgewiesen, die mehr als 50 Prozent ihrer globalen Besiedlungsfläche in der Schweiz haben. Das Verbreitungsgebiet von 49 Arten liegt vermutlich ganz in der Schweiz. Diese Arten können als Endemiten bezeichnet werden. 57 Prozent der Arten und Unterarten, die vorwiegend oder ausschliesslich in der Schweiz leben, gelten als gefährdet oder potenziell gefährdet.
Für die meisten der gefährdeten Arten stehen die Zeichen weiterhin auf Verlust – und das ohne Aussicht auf eine kurzfristige Kehrtwende. Die Forderung der Bundesverfassung, Tier- und Pflanzenarten vor der Ausrottung zu bewahren, wird damit nicht erfüllt.
Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU
Keywords:
Rote Listen, gefährdete Arten, endemische Arten, ausgestorbene Arten, Artenvielfalt
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Cordillot F., Klaus G. (2011). Gefährdete Arten in der Schweiz. Synthese Rote Listen, Stand 2010. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 1120. 111 S.
http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01631/index.html?lang=de&show_kat=/publikationen
http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01631/index.html?lang=fr&show_kat=%2Fpublikationen
Kontaktadresse:
Dr. Francis Cordillot
Sektion Arten, Lebensräume, Vernetzung
Bundesamt für Umwelt BAFU
Worblentalstrasse 68
CH-3063 Ittigen
Postadresse: 3003 Bern
francis.cordillot@bafu.admin.ch
Tel: +41 (0)31 324 01 38
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