13.2.2012: Forschung CH

Vernetzung messen

Mesurer le mitage du territoire



Susanne Mühlner et al.

Für die Erhaltung der Biodiversität in fragmentierten Landschaften spielt die Vernetzung geeigneter Habitate eine wichtige Rolle. Den Grad der Vernetzung einer Landschaft kann man dabei mit verschiedenen Masszahlen erfassen. Eine Schweizer Forschergruppe konnte zeigen, dass einfache strukturelle Masszahlen geeignet sind, um lokale oder kleinskalige Effekte der Landschaftsvernetzung auf die Vogeldiversität in Hochstammobstgärten zu untersuchen. Auf der Landschaftsskala soll der Vernetzungsgrad der Landschaft dagegen eher mit komplexen funktionalen Masszahlen beschrieben werden.

La mise en réseau d’habitats appropriés dans un paysage fragmenté joue un rôle important pour la conservation de la biodiversité. Le degré de mise en réseau d’un paysage peut être mesuré à l’aide de différentes grandeurs. Un groupe de chercheurs suisse a montré que des mesures structurelles simples sont appropriées pour étudier les effets locaux ou à petite échelle de la mise en réseau sur la diversité aviaire dans des vergers hautes tiges. A l’échelle du paysage, le degré de mise en réseau devrait plutôt être décrit par des grandeurs fonctionnelles complexes.


Der Vernetzungsgrad einer Landschaft wird meistens mit einfachen, strukturellen Masszahlen gemessen, beispielsweise der euklidischen Distanz zwischen Lebensrauminseln. In jüngster Zeit wurden auch funktionale Masszahlen wie cost-distance-Masszahlen zur Bestimmung der Vernetzung einer Landschaft vorgeschlagen. Diese cost-distance-Masszahlen berücksichtigen die Verhaltensmuster der untersuchten Organismen, indem sie die verschiedenen Landnutzungen der untersuchten Landschaften anhand artspezifischer Kostenwerte gewichten. Daraus wird anschliessend die optimale Verbreitung der Organismen durch die Landschaft mit ihren diversen, die Bewegungsmodi der Organismen beeinflussenden Landnutzungen ermittelt. Im Rahmen einer Studie wurde nun untersucht, ob strukturelle oder funktionale Masszahlen die Biodiversität besser erklären und ob sich die Eignung der Masszahl zwischen den Ebenen Lebensrauminsel und Landschaft unterscheidet.
Für die Untersuchung wurden die Landschaften in einem Radius von 500 Metern um 30 traditionell genutzte Hochstamm-Obstgärten (zentrales Habitat) digitalisiert. Die Vernetzungsmasszahlen wurden entweder basierend auf euklidischen Distanzen (strukturell) oder auf cost-Distanzen (funktional) ermittelt, und zwar ausgehend vom zentralen Obstgarten zu anderen, für die untersuchten Arten geeigneten Habitaten innerhalb des Untersuchungsradius. Als Biodiversitätsindikatoren wurden Vogelarten verwendet, die Gehölzhabitate bevorzugen. Für die Analyse wurden die Artenvielfalt sowie die Bestandsdichte der Vögel verwendet.
Die Resultate verdeutlichen, dass die Eignung von strukturellen und funktionalen Masszahlen skalenabhängig ist. Die strukturelle Masszahlen konnten mehr Varianz der Vogeldiversität auf der Skala Lebensrauminsel erklären, die funktionalen Masszahlen mehr Varianz auf der Landschaftsskala. Daraus kann gefolgert werden, dass einfache strukturelle Masszahlen zur Untersuchung lokaler oder kleinskaliger Effekte der Landschaftsvernetzung auf die Vogeldiversität genutzt werden können, während auf der Landschaftsskala der Vernetzungsgrad der Landschaft eher mit komplexen funktionalen Masszahlen beschrieben werden sollte, welche die Verhaltensweisen der untersuchten Organismen berücksichtigen. Der Vergleich zwischen den ausgewählten Einzelarten und der gesamten Vogelgruppe ergab, dass nicht alle Einzelarten die Gruppenannahmen widerspiegeln. Daher sollte die Nutzung von Organismengruppen anstelle von Untersuchungen für Einzelarten mit Vorsicht erfolgen.


Keywords:
Vögel, cost-distance Analyse, Fragmentierung, Landschaftsmasszahlen, räumliche Skala

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Mühlner S. et al. (2010). Structural versus functional habitat connectivity measures to explain bird diversity in fragmented orchards. Journal of Landscape Ecology Vol. 3 No. 1, 12.

Kontaktadresse:
Felix Herzog
Agroscope Reckenholz-Tänikon Research Station ART
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich

felix.herzog@art.admin.ch
Tel: +41 (0)44 377 74 45


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