13.2.2012: Forschung international

Vögel und Schmetterlinge flattern dem Klimawandel hinterher

Les oiseaux et les papillons à la traîne derrière le changement climatique



Vincent Devictor, Chris van Swaay et al.

Neue Forschungsresultate deuten darauf hin, dass Vögel und Schmetterlinge offenbar mit dem Klimawandel nicht mithalten können. Die Temperaturen haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten in Europa schneller erhöht als beide Tiergruppen sich anpassen konnten. Sie sind damit langsamer nach Norden gewandert, als es ihre klimatischen Erfordernisse für nötig erscheinen lassen.

De nouvelles observations scientifiques indiquent que les oiseaux et les papillons ne peuvent de toute évidence pas rivaliser le changement climatique. Les températures en Europe au cours des deux dernières décennies ont augmenté plus rapidement que la capacité d’adaptation de ces deux groupes d’animaux. Aussi ont-ils migré plus lentement vers le Nord que leurs besoins climatiques ne l’exigeraient.


Für die Studie wertete ein internationales Forscherteam Daten von ehrenamtlichen Beobachtungsnetzwerken aus. Die Wissenschaftler hatten für ihre Analyse eine Methode entwickelt, um abzubilden und auszuwerten, ob, wie und wo bestimmte Tier- und Pflanzengruppen vom Klimawandel beeinflusst werden.
In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich der Lebensraum der Tagfalter in Europa im Mittel um 239 Kilometer nach Norden verschoben. Die Schmetterlinge sind dagegen statistisch gesehen nur 114 Kilometer nordwärts gewandert. Noch grösser ist die Kluft bei den Vögeln Europas: Hier steht einer Temperaturveränderung von 249 Kilometern lediglich eine Wanderung von 37 Kilometern gegenüber.
Die Ergebnisse weisen nicht nur darauf hin, dass Vögel und Schmetterlinge nicht schnell genug dem Klimawandel hinterher ziehen können. Sie zeigen auch, dass die Lücke zwischen beiden Gruppen grösser wird. Gerade bei Vögeln sind die Ergebnisse überraschend. Kaum eine Tiergruppe ist so mobil und legt so weite Wege zurück. Die Erklärung dafür ist dennoch einfach: Dass Schmetterlinge im Schnitt auf europäischer Ebene schneller auf den Klimawandel reagieren als Vögel, könnte daran liegen, dass sie relativ kurze Lebenszyklen haben und sehr temperatursensibel sind, was ihnen ermöglicht, Temperaturveränderungen besser zu verfolgen, als Vögel es können.
Trotzdem sind die Ergebnisse aus Sicht der Wissenschaftler alarmierend, denn Vögel und Schmetterlinge zählen zu den am meisten verbreiteten und mobilsten Tiergruppen. Die Verzögerung bei der Klimadrift könnte verschiedenste Lebensgemeinschaften ausseinanderreissen. Zum Beispiel sind viele Vogelarten bei ihrer Ernährung auf Raupen bestimmter Schmetterlingsarten angewiesen und könnten daher unter den Veränderungen leiden. Je spezialisierter eine Art ist, umso gefährdeter wird diese durch solche Verschiebungen sein.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ


Keywords:
Klimawandel, Vögel, Schmetterlinge

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Devictor V. et al. (2012). Differences in the climatic debts of birds and butterflies at a continental scale. Nature Climate Change. AOP, DOI: 10.1038/NCLIMATE1347, Published online: 8 January 2012

Kontaktadresse:
Dr. Vincent Devictor
Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS)
3, rue Michel-Ange

F-75794 Paris cedex 16

PD Dr. Josef Settele
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department of Community Ecology
Theodor-Lieser-Str. 4
D-06120 Halle

vincent.devictor@univ-montp2.fr
Tel: +33 4 67 14 40 81


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