15.12.2011: Forschung CH

Zunehmende Artenvielfalt beim Plankton im Zürichsee

Augmentation de la diversité du plancton dans le lac de Zurich



Francesco Pomati et al.

Die erfolgreiche Bekämpfung der Überdüngung und die steigenden Temperaturen haben im Zürichsee in den vergangenen 30 Jahren zu einer höheren Artenvielfalt beim Plankton geführt. Ob sich das langfristig auch positiv auf die Fischvielfalt auswirken wird, ist offen. Genau unter Beobachtung stehen die neuen Arten bei der Wasserversorgung, denn unter ihnen sind auch Organismen, die giftige Stoffe produzieren können.

La lutte couronnée de succès contre la fertilisation excessive et les températures croissantes ont engendré une plus grande diversité en espèces de plancton dans le lac de Zurich au cours des 30 dernières années. On ne sait pas encore si l’effet sera à long terme également positif pour la diversité des poissons. Les nouvelles espèces sont placées sous observation, notamment concernant l’approvisionnement en eau, puisqu’ils comprennent aussi des organismes pouvant produire des substances toxiques.


Sowohl die Menge als auch die Vielfalt an pflanzlichem und tierischem Plankton im Zürichsee sind in den letzten 30 Jahren gestiegen. Das hat eine Forschergruppe der Eawag zusammen mit Fachleuten der Wasserversorgung Zürich (WVZ) nachgewiesen. Fanden sich in den 1970er-Jahren noch rund 40 Phyto- und nur gerade 7 Zooplanktonarten, so waren es 2008 über 100 pflanzliche und 15 tierische Arten.
Die Zunahme der biologischen Vielfalt ging einher mit einer leichten aber stetigen Zunahme der Wassertemperatur (um rund 0.2 °C) und einer deutlichen Abnahme der Phosphorkonzentration (von rund 90 auf 20 µg Phosphat-P/Liter). Die Änderungen haben dazu geführt, dass im See mehr ökologische Nischen entstanden sind, in welchen auch konkurrenzschwächere Organismen Raum, Licht und Nahrung zum Überleben finden. Die grössere Artenvielfalt des pflanzlichen Planktons hat die wachsende Artenzahl beim Zooplankton (das sich vom Phytoplankton ernährt) gefördert. Dies obwohl steigende Wassertemperaturen eher zu einer Abnahme der Biodiversität beim Zooplankton führen. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Resultate aus dem Zürichsee auch für andere, ähnlich tiefe Seen Gültigkeit haben.
Unter den Profiteuren der veränderten Verhältnisse sind auch Arten, die nicht von allen gern gesehen werden, zum Beispiel die Burgunderblutalge Planktothrix rubescens, die toxische Microzystine produzieren kann. Seine Zunahme wird von der Wasserversorgung Zürich speziell überwacht. Grund zur Beunruhigung gibt es aber für die Konsumentinnen und Konsumenten nicht, denn schon heute sorgen Filter- und Oxidationsmittel wie Ozon bei der Seewasseraufbereitung zuverlässig dafür, dass die Organismen und ihre toxischen Inhaltsstoffe nicht in die Zürcher Wasserleitungen gelangen.
Quelle: Eawag Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs


Keywords:
Klimawandel, Gewässerbiodiversität, Phosphat, Plankton, Artenvielfalt

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Pomati F. et al. (2011). Effects of re-oligotrophication and climate warming on plankton richness and community stability in a deep mesotrophic lake. Oikos 001–011, 2011/ doi: 10.1111/j.1600-0706.2011.20055.x
http://www.eawag.ch

Kontaktadresse:
Dr. Francesco Pomati
Abteilung Aquatische Ökologie
Eawag
Überlandstrasse 133
Postfach 611
CH-8600 Dübendorf

francesco.pomati@eawag.ch
Tel: +41 58 765 54 10


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