12.12.2011: Forschung international
Kassensturz in der Savanne
Comptabilité dans la savane
Katja Heubach et al.
Kostenloser Supermarkt, Baumarkt und Apotheke – die Biodiversität der westafrikanischen Savanne liefert der Bevölkerung vor Ort Nahrungsmittel, Werkstoffe, Feuerholz und Medizin. Wie viel ist etwas wert, was nichts kostet? Forschenden zufolge muss die Antwort lauten: 39 % des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines ländlichen Haushaltes in Nordbenin. Besonders die sehr arme Bevölkerung ist auf die Natur als Einkommensquelle angewiesen.
En même temps supermarché et pharmacie gratuite, la biodiversité de la savane ouest africaine offre à la population indigène des aliments, matériaux de construction, combustibles et médicaments. Combien vaut ce qui ne coûte rien? D’après les scientifiques, la réponse est 39% du revenu annuel moyen d’un ménage rural dans le Nord du Bénin. Ce sont en particulier les populations très pauvres qui dépendent de la nature comme source de revenu.
Der wirtschaftliche Beitrag, den Natur und Umwelt für die Wohlfahrt der Gesellschaft leisten, lässt sich berechnen. Forschende haben beispielhaft für die Savannenlandschaft in Norden Benins ermittelt, wie viel Einkommen durch sogenannte Waldnebenprodukte erwirtschaftet wird. Dazu gehören Früchte, Samen, essbare Pflanzenteile, Heilpflanzen, Blätter und Fasern. Am bekanntesten sind die Samen des Sheabutter-Baums, deren Fett in Hautpflegeprodukten und in der Küche verwendet wird, und die Früchte des Affenbrotbaumes, die zu Süssigkeiten und Säften verarbeitet werden. Beide Produkte sind mittlerweile auch im europäischen Handel erhältlich. In Nordbenin decken Waldnebenprodukte den Eigenbedarf der Landbevölkerung, werden gehandelt und sind Rücklage für Notzeiten.
Die Bevölkerung weiss um diesen Wert. Alle 230 befragten Haushalte gewinnen Waldnebenprodukte aus der Savanne, 80 % dieser Haushalte handeln auch damit. Auch wenn die Ausbeute im Vergleich zum Aufwand gering scheint, sind Waldnebenprodukte eine weit genutzte Einkommensmöglichkeit, da sie – mit lokalen Einschränkungen – für jeden zugänglich sind und keine speziellen Fertigkeiten für die Ernte notwendig sind.
Der Anteil von Waldnebenprodukten am Jahreseinkommen liegt mit durchschnittlich 39 % an zweiter Stelle hinter den Erträgen aus der Landwirtschaft. In Euro umgerechnet heisst das: 80 Cent der zwei Euro, die ein Bewohner Benins im Durchschnitt täglich zur Verfügung hat, werden durch Waldnebenprodukte erwirtschaftet. Je nach Einkommensgruppe variiert die wirtschaftliche Bedeutung von Waldnebenprodukten jedoch stark. Je geringer das Haushaltseinkommen ist, desto höher ist der Anteil von Waldnebenprodukten am Jahreseinkommen, d.h. die Abhängigkeit von diesen, von der Natur kostenlos zur Verfügung gestellten Ressourcen ist bei ärmeren Haushalten höher als bei wohlhabenderen.
Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen
Keywords:
Ökosystemleistungen, Ökonomie, Wohlfahrt, Savanne, Einkommen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Heubach K. et al. (2011). The economic importance of non-timber forest products (NTFPs) for livelihood maintenance of rural west African communities: A case study from northern Benin. Ecological Economics, doi:10.1016/j.ecolecon.2011.05.015
Kontaktadresse:
Katja Heubach
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Senckenberganlage 25
D-60325 Frankfurt am Main
katja.heubach@senckenberg.de
Tel: +49 (0)69 7542 1876
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