12.12.2011: Forschung international
Lichtverschmutzung in Städten beeinträchtigt Orientierung nachtaktiver Tiere
La pollution lumineuse des villes perturbe l’orientation des animaux nocturnes
Christopher Kyba et al.
In klaren, mondbeschienenen Nächten erstreckt sich ein für das menschliche Auge unsichtbares Muster polarisierten Lichts wie ein Kompass über den Himmel. Die Lichtglocken über Grossstädten in der Nacht sind nach Einschätzung von Wissenschaftlern verantwortlich dafür, dass nachtaktive Tiere wie beispielsweise einige Käfer, Nachtfalter, Grillen und Spinnen dieses Signal über weite Flächen nicht wahrnehmen können. Dies kann Auswirkungen auf die evolutionäre Entwicklung von Arten haben und Ökosysteme beeinträchtigen.
Au cours des nuits claires, éclairées par la lune, les lumières polarisées s’étalent comme un compas sur le ciel, en un motif invisible pour l’homme. Les cloches lumineuses couvrant les grandes villes la nuit ont, de l’avis des scientifiques, comme effet que certains coléoptères, papillons de nuit, grillons et araignées par exemple ne peuvent plus percevoir ce signal sur de vastes surfaces. Ceci peut avoir des répercutions sur développement évolutif des espèces et perturber les écosystèmes.
Die Sichtbarkeit des Himmelskompass ist für viele Organismen abhängig vom Grad der Polarisierung. In einer natürlichen Umgebung liegt der Anteil an polarisiertem Licht in der Regel zwischen 70 und 80 Prozent. Allein durch Aerosole wird dieser Anteil in Berlin auf 55 Prozent reduziert. Gemessen wurde mit einer Digitalkamera, die mit einem linearen Polarisationsfilter ausgestattet war. Dabei zeigte sich, dass durch Lichtverschmutzung der Anteil an polarisiertem Licht innerhalb der Stadt weiter auf 11 Prozent reduziert wird. Selbst in einer anscheinend dunklen Gegend ausserhalb Berlins wirkte sich noch der Einfluss der Stadt mit einem Grad der Polarisierung von 30 Prozent aus. Da die Wissenschaftler die Messungen in klaren Nächten und bei ungewöhnlich hochstehendem Vollmond vorgenommen haben, ist die Auswirkung der Lichtverschmutzung in normalen Mondnächten vermutlich dramatischer.
Die Forscher stiessen bei ihren Messungen auch auf ein unerwartetes Ergebnis: So ist das Himmelsleuchten der Städte selbst teilweise polarisiert. Die Wissenschaftler hatten vermutet, dass das Himmelsleuchten in Nächten ohne Mondlicht nicht polarisiert ist, doch fanden sie einen Anteil an polarisiertem Licht von rund neun Prozent. Sie vermuten, dass das nach oben gerichtete Licht durch Strassenzüge und Häuserfronten kanalisiert wird. Sollte dies zutreffen, dann würde das künstliche Licht in nordamerikanischen Städten, die in Rasterform gebaut sind, noch stärker polarisiert sein.
Quelle: Freie Universität Berlin
Keywords:
Lichtverschmutzung, Lichtglocke, nachtaktive Insekten
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Kyba C.C.M., Ruhtz T., Fischer J., Hölker F. (2011). Lunar Skylight Polarization Signal Polluted by Urban Lighting. Journal of Geophysical Research. doi: 10.1029/2011JD016698
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2011/fup_11_329/index.html
Kontaktadresse:
Dr. Christopher Kyba
Freie Universität Berlin
Department of Earth Sciences
Institute for Space Sciences
Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10
D-12165 Berlin
christopher.kyba@wew.fu-berlin.de
Tel: +49 (0)30 838 71140
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