17.11.2011: Aufgegriffen
Neuansiedlungen leicht gemacht – Praxisleitfaden für bedrohte Pflanzen
Guide pratique pour la nouvelle implantation de plantes menacées
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt wollen Wissenschaftler der Universität Bremen die Pflanzenvielfalt durch gezieltes Wiederansiedeln gefährdeter Pflanzen erhalten. Ein praktischer Leitfaden soll künftige Vorhaben erleichtern.
Dans un projet soutenu par la Fondation allemande pour l’environnement, les scienitifiques de l’Université de Brême veulent conserver les plantes menacées par de nouvelles implantations ciblées. Un guide pratique doit à l’avenir faciliter ces démarches.
Mehr als ein Viertel aller Farn- und Blütenpflanzen in Deutschland ist vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. In Niedersachsen und Bremen ist der Anteil gefährdeter Pflanzen mit 40 Prozent besonders hoch. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt nun das Wiederansiedeln ausgewählter Pflanzenarten in fünf verschiedenen Lebensräumen im niedersächsischen und bremischen Weser-Elbe-Gebiet. Die Entwicklung der ausgebrachten Samen und Pflanzen soll in den kommenden Jahren regelmässig überprüft werden. Ein praktischer Leitfaden soll Naturschützern, Wissenschaftlern und Behörden ermöglichen, Artenansprüche und Standortbedingungen im Vorfeld zu vergleichen, um so die Erfolgschancen von Wiedereinbürgerungsversuchen besser abschätzen zu können. Vor allem für Pflanzen, deren Samen und Früchte sich nicht durch Winde oder Tiere verbreiten, ist das Programm von existentieller Bedeutung. Wissenschaftlich begleitet wird es vom Institut für Ökologie der Universität Bremen.
Der Zerfall von Lebensräumen durch den Bau von Häusern und Strassen sowie die intensive Landnutzung ist ein grosses Problem für den langfristigen Erhalt von Pflanzenarten, denn kleiner werdende Habitate sind häufig mit schrumpfenden Populationen verbunden. Hinzu kommt, dass die zunehmende räumliche Isolation das Ausbreiten von Flugsamen erschwert. Spontane, zufällige Neuansiedlungen reichen längst nicht mehr aus, um die Pflanzenvielfalt langfristig sicherzustellen, zu gross ist die Aussterberate. Gezielte Einbringungsversuche sind daher wichtig.
Auch die Frage, wie erfolgreich bisherige Ansiedlungsprojekte waren, soll im Projekt untersucht werden. Darauf aufbauend wird eine Methodik entwickelt, die Standortbedingungen und Artenansprüche besser vergleichbar machen. Vor allem die vor Ort herrschenden Lichtverhältnisse sowie die Feuchtigkeit und der Nährstoffgehalt des Bodens müssen berücksichtigt werden. Im Anschluss wird ein praktischer Leitfaden formuliert, der neue Ansiedlungsvorhaben zielorientierter gestaltet. Dieser ergänzt die 1982 von der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege entwickelten Richtlinien zum Ausbringen von Wildpflanzen und soll international zugänglich gemacht werden.
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Keywords:
Wiederansiedlung, bedrohte Pflanzenarten, Fragmentierung
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Martin Diekmann
Institut für Ökologie
Universität Bremen
Leobener Str.
D-28359 Bremen
mdiekman@uni-bremen.de
Tel: +49 (0)421 218 629 20
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