17.11.2011: Forschung CH

Kommt die Einheitswiese?

Il est venu le temps de la prairie uniforme



Christoph Bühler, Tobias Roth

Eine Analyse auf Basis von Daten des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) zeigt, dass die Artenzusammensetzung der Wiesen und Weiden in der Schweiz zunehmend einheitlicher wird. Grund für diese «Homogenisierung» ist die Zunahme häufiger Arten und – zumindest bisher – nicht die Abnahme seltener Arten.

Une analyse des données du Monitoring de la Biodiversité en Suisse (MBS) montre que la composition en espèces des prairies et des pâturages en Suisse devient de plus en plus uniforme. La raison de cette homogénéisation est l’augmentation des espèces courantes et non la diminution des espèces rares, du moins jusqu’ici.


Lebensräume oder Landschaften können aufgrund menschlicher Aktivitäten ähnlicher werden, etwa wenn Nährstoffeinträge die Standortunterschiede ausnivellieren oder sich die Bewirtschaftungspraxis überall angleicht. Wenn dadurch lokaltypische Besonderheiten der Artengemeinschaften verschwinden, bedeutet dies einen Verlust an Biodiversität – selbst wenn der Artenreichtum insgesamt konstant bleibt oder zunimmt. Das Phänomen wird in der Fachwelt als «biotic homogenization» bezeichnet. Ob ein solcher Trend für die Wiesen und Weiden der Schweiz besteht, wurde anhand der Daten des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) untersucht.
Das BDM erfasst die Artenvielfalt der Gefässpflanzen auf einem Stichprobennetz von über 1600 Messflächen mit einer Grösse von 10 Quadratmetern. Rund ein Viertel der Messflächen liegt in Wiesen, Weiden und Alpweiden. Die Daten von 339 dieser Flächen standen für diese Auswertung zur Verfügung. Sie bilden eine repräsentative Stichprobe des Schweizer Grünlandes. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2001 wurde jede dieser Flächen im Abstand von fünf Jahren zwei Mal aufgesucht und eine Liste aller vorkommenden Gefässpflanzen erstellt.
Der mittlere Artenreichtum der Messflächen hat im Verlauf der Beobachtungsperiode 2001-2009 signifikant zugenommen. Im Gegensatz dazu hat allerdings die Vielfalt der Artengemeinschaften im gleichen Zeitraum signifikant abgenommen (biotische Homogenisierung). Vegetationstypen mit eher geringer Bedeutung für den Naturschutz waren tendenziell stärker von der Homogenisierung betroffen als naturschutzrelevante Vegetationstypen.
Um herauszufinden, welche Arten die Vereinheitlichung zwischen Erst- und Zweiterhebung hauptsächlich verursachen, wurden nur Veränderungen ausgewählter Artengruppen zugelassen, während die Veränderungen der anderen Arten auf dem Stand der Ersterhebung belassen wurden. Es zeigte sich, dass sich die Homogenisierung vor allem auf die weitere Ausbreitung bereits häufiger Arten zurückführen lässt. Dabei handelt es sich vor allem um eher nährstofftolerante Arten montaner Lagen mit geringer Bedeutung für den Naturschutz. Interessanterweise hatten naturschutzrelevante Arten nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf den beobachteten Trend. Im Gegensatz zu themenverwandten Studien gibt es dagegen keine Hinweise darauf, dass Neophyten für das beobachtete Muster eine Rolle spielen.


Keywords:
Biotische Homogenisierung, Beta-Diversität, Landwirtschaft, Grünland, Monitoring

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Bühler Ch., Roth T. (2011). Spread of common species results in local-scale floristic homogenization in grassland of Switzerland. Diversity and Distributions 17 (6): 1089 - 1098. DOI: 10.1111/j.1472-4642.2011.00799.x
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1472-4642.2011.00799.x/abstract

Kontaktadresse:
Christoph Bühler
Koordinationsstelle Biodiversitätsmonitoring Schweiz BDM
c/o Hintermann & Weber AG, Austrasse 2a
CH-4153 Reinach BL

buehler@hintermannweber.ch
Tel: +41 (0)61 717 88 83


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