17.11.2011: Forschung CH
Ausgestorben geglaubte Fledermausart wiederentdeckt
Découverte d’une chauve-souris tenue pour disparue
Marzia Mattei-Roesli et al.
Forschende konnten über dem Lago Maggiore eine Fledermausart nachweisen, die in der Schweiz schon lange als ausgestorben gilt. Es handelt sich um die Langfussfledermaus Myotis capaccinii, eine in Europa gefährdete Fledermausart. Bei der Studie des Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) wurden erstmals neu entwickelte Ultraschalldetektoren auf einem Boot eingesetzt.
Des chercheurs ont pu attester la présence d’une espèce de chauve-souris que l’on croyait depuis longtemps éteinte en Suisse. Il s’agit du Murin de cappaccini Myotis capaccini, une chauve-souris menacée en Europe. C’est au cours d’analyses du monitoring de la biodiversité en Suisse (MBD) que de nouveaux détecteurs d’ultrasons ont été utilisés sur un bateau.
Die Langfussfledermaus Myotis capaccinii, eine spezialisierte Fledermausart, die über dem Wasser nach Insekten jagt, gehört zu den in Europa stark gefährdeten Fledermausarten. In der Schweiz gilt sie seit über 100 Jahren als ausgestorben. Letzte Beobachtungen stammten aus dem Jahr 1909: Damals lebte eine Kolonie in einem Tunnel am Luganer See.
Neuere Nachweise im benachbarten Italien gaben Anlass, ihren Status in der Schweiz zu überprüfen. Im Rahmen des Projektes Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) wurden deshalb im Sommer 2010 mit neu entwickelten Detektoren von einem Boot aus Ulltraschallrufe von Fledermäusen über dem Schweizer Becken des Lago Maggiore aufgenommen. Da die aufgezeichneten Rufe meist nicht eindeutig von den Rufen der häufigen Wasserfledermaus Myotis daubentonii unterschieden werden können, wurde ein Vergleichsverfahren mit Referenzrufen verwendet. Zum einen wurden Referenzrufe von jagenden Fledermäusen in der Nähe einer Kolonie der Langfussfledermaus in Norditalien aufgenommen (wo auch die Wasserfledermaus jagt), zum anderen wurden Referenzrufe auf dem Vierwaldstättersee aufgezeichnet, wo nur die Wasserfledermaus vorkommt (die Langfussfledermaus wurde nie nördlich der Alpen nachgewiesen).
Die Analyse der Frequenzverteilungen der Unterschiede zwischen den Referenzrufen und den im Bereich des Schweizer Beckens des Lago Maggiore aufgenommenen Signalen belegen nun erstmals nach langer Zeit wieder die Präsenz der Langfussfledermaus in der Schweiz. Nach diesen ersten bioakustischen Nachweisen von jagenden Langfussfledermäusen in der Schweiz sind nun Abklärungen zum aktuellen Vorkommen dieser gefährdeten Fledermausart vordringlich.
Keywords:
Bioakustik, Fledermäuse, ausgestorbene Art, Artenschutz, Naturschutz
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Mattei-Roesli M. et al. (2011). Signs of the extinct bat Myotis capaccinii (Chiroptera, Vespertilionidae) in Canton Ticino, Switzerland, after a century. Bollettino della Società ticinese di Scienze naturali 99: 111-115.
http://www.fledermausschutz.ch
http://www.pipistrelliticino.ch
http://www.swild.ch
Kontaktadresse:
Marzia Mattei-Roesli
Centro protezione chirotteri Ticino
6714 Semione
marzia.mattei@ticino.com
Tel: +41 (0)91 872 25 15
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