30.8.2011: Forschung international
Geparde sind genetisch gesund
Les gènes des guépards sont sains
Aines Castro-Prieto, Bettina Wachter, Simone Sommer
Geparde in Namibia weisen in ihren Immun-Genen mehr Unterschiede auf als bislang angenommen. Forschende widerlegen damit eine jahrzehntealte Lehrbuchmeinung, wonach vor allem die geringe genetische Vielfalt die Geparde in ihrer Existenz bedroht.
Les guépards de Namibie présentent davantage de dissemblance dans leurs gènes d’immunité qu’admis jusqu’ici. Les chercheurs réfutent ainsi une notion transmise par les manuels scolaires depuis des décennies, comme quoi la faible diversité génétique des guépards met en danger leur existence.
Die eleganten Raubkatzen gelten als klassisches Beispiel für den «genetischen Flaschenhals». Danach verarmt die genetische Vielfalt einer Population, wenn etwa durch eine Eiszeit ihr Lebensraum eingeengt wird und sich wenige isolierte Tiere anschliessend wieder vermehren. Die neue Population hat insgesamt weniger Genvarianten, die so genannten Allele, und kann damit neu auftretende äussere Einflüsse wie Krankheiten schlechter tolerieren. Dies schien auf Geparde in Zoos zuzutreffen: Sie waren krankheitsanfällig, liessen sich schlecht züchten und wiesen Spermienanomalien auf.
Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung hatten an der Theorie der existenzbedrohenden genetischen Verarmung Zweifel. So konnten sie in einer früheren Studie das Vorurteil widerlegen, freilebende Geparde würden sich schlecht fortpflanzen. Ihre neuesten Untersuchungen zeigen nun, dass die Geparde auch genetisch keineswegs so verarmt sind wie bislang angenommen. Die Forscher verglichen dazu die Immun-Gene von 149 wilden Geparden aus Namibia, wo mit 3100 Tieren die weltweit grösste Population lebt.
Sie fanden in den Immun-Genen der Geparde eine grössere Variabilität als bisher beschrieben, auch wenn sie niedriger war als bei vergleichbaren anderen Raubkatzen. Betrachtet man nur die Anzahl der unterschiedlichen Allele, sieht die Situation der Geparde immer noch nicht so gut aus. Innerhalb dieser wenigen Allele gab es jedoch grosse Unterschiede in den Genbausteinen. Die Vielfalt der Immunproteine lässt sich an dem Bild einer Perlenkette veranschaulichen: Wenn man in hundert identischen Perlenketten jeweils eine Perle austauscht, hätte man zwar hundert verschiedene Ketten, diese würden sich aber sehr ähneln. Wenige, aber sehr unterschiedliche Allele, wie sie bei den Geparden vorliegen, entsprächen dann vielleicht nur zehn Perlenketten, die sich aber in jeweils 20 Perlen unterscheiden. Die Forschenden fanden vor allem in den funktionell wichtigen Bereichen eine hohe Variabilität, nämlich da, wo an immunrelevanten Zellen Bruchstücke fremder Erreger andocken. Sie gehen davon aus, dass diese Variabilität bislang ausreichte, um die Gepardenpopulation gesund zu halten.
Quelle: Forschungsverbund Berlin e.V.
Keywords:
Genetsiche Vielfalt, genetischer Flaschenhals, Allele, Gepard
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Castro-Prieto A., Wachter B., Sommer S. (2011): Cheetah Paradigm Revisited: MHC Diversity in the World's Largest Free-Ranging Population. Mol. Biol. Evol. 2011 28: 1455-1468; doi:10.1093/molbev/msq330
Kontaktadresse:
Prof. Simone Sommer
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V
Postfach 601103
D- 10252 Berlin
sommer@izw-berlin.de
Tel: +49 (0)30 5168 315
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