11.8.2011: Forschung international
Wissenschaftliche Ergebnisse von Evolution MegaLab veröffentlicht
Les résultats scientifiques d’EvolutionMegalab ont été publiées
Jonathan Silvertown et al.
Veränderungen bei Lebensräumen und Fressfeinden können Tiere zu schnellen evolutionären Anpassungen zwingen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam nach der Auswertung von historischen und aktuellen Daten über Gehäusefarben und -mustern von über einer halben Million Bänderschnecken. Die aktuellen Daten kamen durch das Mitmach-Projekt «Evolution MegaLab» zustande.
Des changements dans l’habitat et chez les prédateurs peut provoquer en peu de temps des adaptations évolutives chez les animaux. C’est la conclusion à laquelle est parvenu un groupe international de chercheurs à l’aide de l’analyse des données historiques et actuelles sur la couleur et le motif des coquilles de plus d’un demi million d’escargots à bandes. Les données actuelles ont été recueillies par le projet de science populaire «Evolution MegaLab».
Während Biologen fast ein Jahrhundert brauchten, um Daten über rund 6000 Populationen der Schwarzmündigen Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) zu sammeln, gelang es mithilfe von Freiwillige, innerhalb von zehn Jahren Daten über rund 3000 Populationen zu sammeln, wobei die Mehrzahl im Darwin-Jahr 2009 auf der Internetplattform www.evolutionmegalab.org eingetragen wurde. Dort wurden die Informationen zur Erhebung der Daten und schliesslich auch die Ergebnisse angezeigt. Gleichzeitig wurden alle Freiwilligen aufgefordert ein Quiz durchführen, um sicherzustellen, dass sie die gesuchte Art nicht mit ähnlichen Schneckenarten verwechseln. Das Wissen der Hobbybiologen überraschte selbst die Profiwissenschaftler: Lediglich ein Prozent der Daten erwiesen sich als falsch und wurden entfernt, um das Endergebnis nicht zu verfälschen. Die Idee zu dieser grössten Studie zur Evolution, die es jemals gegeben hat, kam von Professor Jonathan Silvertown von der Open University (OU) in Grossbritannien.
Die durchschnittliche Landtemperatur ist in Europa im 20. Jahrhundert nach Angaben der Europäischen Umweltagentur EEA aus dem Jahr 2010 um 1.3 Grad Celsius angestiegen. Die Forschenden hatten erwartet, dass dieser Temperaturanstieg zu einer Zunahme der hellen Gehäusefarben und zu einem Rückgang der dunklen führen würde. Bei den gelben Gehäusen, die sich in der Sonne am wenigsten erwärmen, konnten die Wissenschaftler eine Zunahme feststellen – jedoch nur bei den Tieren, die im Lebensraum Düne zu Hause sind. Offenbar kriechen die Schnecken in den anderen Lebensräumen einfach in den Schatten, wenn es ihnen zu warm wird. Überrascht waren die Forschenden aber, als sie festgestellt haben, dass der Anteil der Schnecken, die nur einen Streifen auf dem Gehäuse haben, europaweit angestiegen ist. Das ist schnelle Evolution. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies mit kleinräumigen Änderungen der Umwelt oder mit dem natürlichen Feind dieser Schneckenart, der Singdrossel, zusammenhängt.
Im Schnitt lag zwischen den historischen und den aktuellen Datenerhebungen ein halbes Jahrhundert. Das entspricht etwa 15 bis 20 Generationen der kleinen Schnecken mit den vielfältigen Gehäusen. Dank des Einsatzes von Tausenden Freiwilliger konnte bestätigt werden, dass diese Vielfalt ein Ergebnis von Anpassung
an verschiedene Umweltbedingungen ist, und es wurde deutlich, wie schnell Evolution passieren kann, wenn die Umwelt sich ändert.
Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Keywords:
Evolution, Klimawandel, Schnecken, «Evolution MegaLab»
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Silvertown J. et al. (2011): Citizen Science Reveals Unexpected Continental-Scale Evolutionary Change in a Model Organism. PloS One, 27.04.2011
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0018927#aff8
Kontaktadresse:
Prof. Bruno Baur
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz (NLU)
Universität Basel
CH-4056 Basel
bruno.baur@unibas.ch
Tel: +41 61 267 08 29
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