9.6.2011: Forschung CH

Ökologische Ausgleichsflächen können den Feldhasen fördern

Les surfaces de compensation écologique peuvent être favorables au lièvre



Zum 20-Jahre-Jubiläum des Feldhasenmonitorings ist eine Übersichtspublikation zum Feldhasentrend der letzten zwei Jahrzehnte im Schweizer Mittelland erschienen. Neben methodischen Fragen wurde analysiert, ob die ökologischen Ausgleichsflächen in den Untersuchungsgebieten den Feldhasenbestand positiv beeinflussen.

A l’occasion du vingtième anniversaire du monitoring du lièvre d’Europe, un article sur l’évolution de sa population sur le Plateau suisse au cours des deux dernières décennies a été publié. En plus des questions d’ordre méthologiques, celle de l’influence des surfaces de compensation écologique dans la zone d'étude sur les populations de lièvres a été analysée.


Bei den Untersuchungen zu den Auswirkungen ökologischer Ausgleichsflächen auf die Biodiversität standen bisher Säugetiere wie der Feldhase (Lepus europaeus), eine typische Art des offenen Kulturlandes, nicht im Zentrum. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun Scheinwerferzählungen von 58 Zählgebieten aus 17 Jahren ausgewertet. Analysiert wurden die Effekte der Landnutzung sowie mehrerer Typen ökologischer Ausgleichsflächen auf die Feldhasendichte im Schweizer Mittelland. Die Forschenden verwendeten sogenannte «Binomal Mixture Modelle», die gleichzeitig Abundanz und Entdeckungswahrscheinlichkeit schätzen. Damit korrigieren sie für die Tatsache, dass während einer Zählung nie alle wirklich vorhandenen Individuen gesehen werden.
Der allgemeine Trend von 1992 bis 2008 zeigt in Ackerbaugebieten einen leichten Rückgang gefolgt von einer Zunahme. Die Bestandesentwicklung in Graslandgebieten ist negativ. Die durchschnittliche Entdeckungswahrscheinlichkeit schwankt deutlich von Jahr zu Jahr (Ackerbau: 0.33–0.70; Grasland: 0.21–0.80). Wenn die Entdeckungswahrscheinlichkeit miteinbezogen wird, zeichnet sich eine leichte Erholung des Feldhasenbestandes ab, wobei die Dichten im europäischen Vergleich immer noch sehr tief sind. Der Anteil Extensivwiesen scheint einen positiven Einfluss auf die Feldhasendichte zu haben. Dasselbe gilt für Hecken in ackerbaudominierten Zählgebieten. Der Anteil Buntbrachen zeigte keinen Zusammenhang mit der Populationsdichte; dieses Resultat dürfte aber damit zusammenhängen, dass der Anteil Buntbrachen in vielen Zählgebieten sehr niedrig ist.
Lebensraumaufwertungen scheinen einen positiven Einfluss auf die Feldhasenpopulation im Mittelland zu haben, aber die Qualität und Quantität besonders von ökologischen Ausgleichsflächen auf Ackerland müssen weiter gefördert werden. In Kombination mit «Binomial Mixture Modellen» eignen sich Scheinwerferzählungen gut für grossräumige und langjährige Bestandesüberwachungen wie das Schweizer Feldhasenmonitoring.


Keywords:
Feldhase, Binomial Mixture Model, Monitoring, Entdeckungswahrscheinlichkeit, ökologische Ausgleichsfläche

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Zellweger-Fischer J., Kéry M., Pasinelli G. 2011: Population trends of brown hares in Switzerland: The role of land-use and ecological compensation areas, Biological Conservation 144, Elsevier, 10 Seiten.



Kontaktadresse:
Schweizerische Vogelwarte
Feldhasenmonitoring
Seerose 1
CH-6204 Sempach

judith.zellweger@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00


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