11.4.2011: Forschung international

Raps als Bedrohung für Wildpflanzen

Le colza menace les plantes sauvages



Andrea Holzschuh et al.

Leuchtend gelb, intensiver Duft: Im April dominieren Rapsfelder ganze Landschaften. Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass ihr Blütenreichtum Hummeln derart stark anlockt, dass die Bestäubung von Wildpflanzen geringer ausfällt.

Avec un jaune lumineux et un intense parfum, les champs de colza dominent en avril des paysages entiers. Des scientifiques ont récemment montré que les bourdons sont tellement attirés par l’abondance de leurs fleurs que la pollinisation des plantes sauvages en pâtit.


Wo Rapsfelder wie gelbe Teppiche zwischen grünen Wiesenlandschaften liegen, ziehen sie von dort Hummeln und andere Wildbienen ab. Kein Wunder, denn in den massenhaft blühenden Feldern finden die Insekten deutlich mehr Nektar und Pollen.
Für die naturnahen Lebensräume hat das Folgen: Die Echte Schlüsselblume (Primula veris), die in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, produziert dann 20 Prozent weniger Samen, weil die Hummeln sie nicht mehr so gut bestäuben. Das passiert bereits, wenn die Rapsflächen nur 15 Prozent der umgebenden Landschaft ausmachen. Diesen Effekt haben Wissenschaftler bei einer grossen Freilandstudie auf 67 Flächen in der Region um Göttingen gezeigt.
Die Forscher sehen in dem Mechanismus eine weitere Bedrohung für ohnehin schon gefährdete Wildpflanzen, die zeitgleich mit Raps blühen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Anbaufläche von Raps in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, weil aus den ölreichen Samen der Pflanze Agrotreibstoff produziert wird.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg


Keywords:
Gefährdungsfaktoren, Raps, Agrotreibstoff, Wildbienen, Bestäubung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Holzschuh A. et al. (2011). Expansion of mass-flowering crops leads to transient pollinator dilution and reduced wild plant pollination. Proceedings of the Royal Society B, online vorab publiziert am 6. April 2011, doi:10.1098/rspb.2011.0268

Kontaktadresse:
Dr. Andrea Holzschuh
Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie)
Universität Würzburg
D-97074 Würzburg

andrea.holzschuh@uni-wuerzburg.de
Tel: +49 (0)931 318 23 80


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