11.4.2011: Forschung CH

Pflanzeninvasionen in Gebirgen

Des invasions végétales en montagnes



Mehrere Untersuchungen des Mountain Invasion Research Networks (MIREN) zeigen, dass das Risiko von Pflanzeninvasionen in Gebirgen – sowohl global wie auch in den europäischen Alpen – in Zukunft stark zunehmen könnte. Die Hauptgründe sind eine Zunahme der Einfuhr von nicht-einheimischen Bergspezialisten direkt in Gebirgsregionen, der Klimawandel sowie eine Zunahme von anthropogenen Störungen von Bergökosystemen.

Plusieurs études du Mountain Invasion Research Network (MIREN) montrent que le risque d’invasion de plantes en montagne pourrait croître fortement à l’avenir, aussi bien au plan global que dans les Alpes européennes. Les causes principales sont une augmentation de l’importation de spécialistes des montagnes non indigènes directement dans les régions montagneuses, le changement climatique et une hausse des dérangements anthropogènes dans les écosystèmes montagneux.


In Gebirgen wurden bisher im Gegensatz zu Flachlandökosystemen nur wenige Neophyten beobachtet und nur selten gravierende Veränderungen durch invasive Arten dokumentiert. Seit 2005 untersucht das Mountain Invasion Research Network (MIREN, www.miren.ethz.ch) das Risiko von Pflanzeninvasionen in Gebirgen und erarbeitet präventive Management-Massnahmen. Eine von MIREN erstellte Datenbank von nicht-einheimischen und invasiven Pflanzenarten in Gebirgen weltweit umfasst im Moment etwa 1500 Arten. Als problematisch in Gebirgen eingestuft werden zurzeit insbesondere Gehölzpflanzen und Arten, welche als Zierpflanzen eingeführt wurden und an ein Bergklima vorangepasst sind.
Es ist zu erwarten, dass Pflanzeninvasionen in Gebirgen in naher Zukunft stark zunehmen werden. Der Klimawandel wird invasiven Pflanzen aus dem Tiefland ermöglichen, sich auch in Gebirgen zu etablieren. Ein erhöhtes Invasionsrisiko geht zudem vom globalen Tourismus aus. Auch eine zunehmende anthropogene Nutzung und Störung von höheren Gebirgslagen können das Invasionsrisiko erhöhen.
Gebirge, insbesondere die europäischen Alpen, sind bislang noch nicht gravierend von Pflanzeninvasionen betroffen. Dadurch ergibt sich die einmalige Möglichkeit, rechtzeitig auf eine zukünftige Bedrohung zu reagieren. Prävention im Sinne des Vorsorgeprinzips ist die effektivste und kostengünstigste Möglichkeit. Dazu müssen potenziell invasive Arten identifiziert und ihr Transport reglementiert werden. Mit dem Klimawandel werden sich in Zukunft auch vermehrt einheimische Tieflandpflanzenarten in die Gebirge ausbreiten. Es bedarf daher einer breiteren Diskussion zur Bewertung und dem Management von Florenveränderungen in Gebirgen. Neben nicht-einheimischen Pflanzen werden sich in Zukunft auch andere Organismengruppen verstärkt in höhere Lagen ausbreiten, zum Beispiel Schädlinge von Tieren und Pflanzen.


Keywords:
Neophyten, Invasion, Gebirge, Vorsorgeprinzip, Klimawandel

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Alexander J. et al. (2011). Assembly of non-native floras along elevational gradients explained by directional ecological filtering. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 108: 656-666.

Haider S., Kueffer C. (2011). Pflanzeninvasionen in Gebirgen. Modellsystem für die Forschung – Handlungsbedarf für den Naturschutz. Geographische Rundschau 3: 22-27.

Haider S., Kueffer C. (2011). Pflanzeninvasionen in Gebirgen – (noch) keine Gefahr? Laufener Spezialbeiträge der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 2011/1: 105-110.

McDougall K. et al. (2011). Alien flora of mountains: global comparisons for the development of local preventive measures against plant invasions. Diversity and Distributions 17: 103-111.

Seipel T. et al. (2011). Processes at multiple scales affect non-native plant species richness and similarity in mountains around the world. Global Ecology and Biogeography, in press.
Link: http://www.miren.ethz.ch

Kontaktadresse:
Dr. Christoph Küffer
Institute of Integrative Biology
Universitätsstrasse 16
ETH Zentrum, CHN
CH-8092 Zürich
Switzerland

kueffer@env.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 632 43 08


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