17.2.2011: Forschung international

Hormone im Acker: Östrogene sind abbauresistent

Hormones dans les champs: les oestrogènes résistent à la décomposition



Britta Stumpe

In den letzten Jahren beobachteten Forscher zunehmend Missbildungen an Fortpflanzungsorganen von aquatischen Lebewesen wie zum Beispiel den Fischen. Als Verursacher unter Verdacht gerieten Hormone, die in Dung, Mist, Klärschlamm und Gülle auf Äcker ausgetragen werden und von dort in die Gewässer gelangen. Eine Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum hat nun gezeigt, dass besonders Östrogene im Boden nicht abgebaut werden.

Au cours des dernières années, les chercheurs ont observé une augmentation des malformations des organes reproducteurs chez les organismes aquatiques, par exemple les poissons. Les soupçons se sont portés sur les hormones contenues dans le fumier, le crottin, les boues d’épuration et le purin qui, épandus dans les champs, peuvent contaminer les eaux. Une récente analyse de l'université Bochum a montré que les oestrogènes, en particulier ne se décomposent pas dans les sols.


Die hohe Konzentration an hormonell wirksamen Substanzen in der Umwelt könnte dafür verantwortlich sein, dass bei Fischen und anderen Wassertieren Missbildungen an den Fortpflanzungsorganen auftreten, die zu sinkender Fruchtbarkeit führen. Ausbreitung, Konzentrationen, Zusammensetzung und Verhalten von Hormonen in der Umwelt haben daher immer mehr Aufmerksamkeit gewonnen. Hormone erreichen beispielsweise über tierische Exkremente landwirtschaftliche Felder und damit den Boden und die Umwelt. Im Rahmen einer Dissertation hat eine Forscherin das Verhalten sowohl natürlicher als auch synthetischer Sexualhormone – Östrogene und Testosteron – im System Boden untersucht. Für ihre Arbeit wurde die Doktorandin mit dem Ruth-Massenberg-Preis ausgezeichnet.
Für ihre Arbeit analysierte sie das Abbau-, Sorptions- und Transportverhalten verschiedener hormoneller Verbindungen in 18 verschiedenen, mit organischen Düngemitteln versetzten Ackerböden. Es hat sich dabei gezeigt, dass das männliche Sexualhormon Testosteron im Boden schnell Abbauprozessen unterliegt, während die Östrogene als weibliche Sexualhormone stabile Verbindungen im Boden darstellen. Insbesondere das synthetische Östrogen Ethinylöstradiol, der Hauptbestandteil der Antibabypille, hat sich als besonders abbauresistent erwiesen. Zudem haben die Laborversuche gezeigt, dass insbesondere die Östrogene sich im Boden vertikal verlagern, d.h. in die Tiefe eindringen können. Dadurch sind sie eine Gefahr für Grund- und Oberflächengewässer und sollten in ökologischen Risikoanalysen Beachtung finden, folgert die Geographin.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum


Keywords:
Hormone, Gewässer, Landwirtschaft, Missbildungen, Fische

Art der Publikation:
Dissertation

Kontaktadresse:
Dr. Britta Stumpe
Geographisches Institut
Bodenkunde/Bodenökologie
Ruhr-Universität Bochum
D-44780 Bochum

britta.stumpe@rub.de
Tel: +49 (0)234 32 28598


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