31.1.2011: Forschung international
Klimawandel führt zu neuen Lebensgemeinschaften und bedroht Spezialisten
Le changement climatique engendre de nouvelles communautés vivantes et menace les spécialistes
Oliver Schweiger et al.
Klimawandel und gebietsfremde Arten werden zu neuen Lebensgemeinschaften in der Natur führen, von denen spezialisierte Arten im Gegensatz zu anspruchsloseren Arten nicht profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam, das über 200 wissenschaftliche Publikationen ausgewertet hat. Während die positiven Effekte oft auf so genannte Generalisten beschränkt sind, kann die Kombination aus Klimawandel und gebietsfremden Arten zu einer deutlichen Gefahr für die spezialisierte einheimische Flora und Fauna werden.
Le changement climatique et les espèces exotiques engendreront de nouvelles communautés vivantes dans la nature, dans lesquelle les espèces spécialisées, au contraire des espèces peu exigentes, seront les perdants. Tel est le résultat de l’analyse de plus de 200 publications scientifiques d’un groupe international de chercheurs. Alors que les effets positifs se limitent souvent à des généralistes, la combinaison entre changement climatique et espèces exotiques peut représenter une menace claire pour la flore et la faune indigènes spécialisées.
Für den Überblick konzentrierten sich die Wissenschaftler auf Bestäuber, denn Bestäubung ist eine Schlüsselfunktion im Ökosystem und damit Basis für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Der Klimawandel wird das Zusammenspiel zwischen einheimischen Pflanzen und Tieren wahrscheinlich stören, indem es zu zeitlichen und räumlichen Verschiebungen zwischen Blütenpflanzen und deren Bestäubern kommt. Gebietsfremde Arten können zwar teilweise die verloren gegangenen Beziehungen ersetzen, Arten können sich anpassen oder andere Arten die Funktion übernehmen. Dennoch sind solche Puffer begrenzt und können die Verluste nur zum Teil ausgleichen.
Die einzelnen Tier- und Pflanzenarten unterscheiden sich in ihren Ansprüchen an die Umwelt, selbst wenn sie gemeinsam vorkommen. Deshalb werden sie auch individuell auf den Klimawandel reagieren. Es kommt daher nicht zu einer synchronen Reaktion ganzer Lebensgemeinschaften, sondern zur Entstehung neuer Kombinationen von Arten. Solche neue Lebensgemeinschaften werden sich dadurch auszeichnen, dass bereits etablierte Beziehungen zwischen Blütenpflanzen und deren Bestäubern auf vielfältige Weise verloren gehen aber auch vollkommen neue entstehen können. Hier können gebietsfremde Arten eine bedeutende Rolle spielen, da sie verlorengegangene Bestäuberfunktionen ersetzen können oder Resourcen in kritischen Zeiten für die Bestäuber bereitstellen können. Wie sich solche neue Lebensgemeinschaften aber generell auf die Bestäubung von Blütenpflanzen auswirken werden, ist noch schwer zu sagen. Fest steht jedenfalls, dass generalistische Arten, wie zum Beispiel Pflanzen die von vielen relativ unspezifischen Insekten bestäubt werden oder Bestäuber die eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen nutzen können, weniger vom Klimawandel bedroht sind als spezialisierte Arten, die nur mit wenigen, besonders angepassten Arten interagieren können. Die oft negativen direkten Einflüsse des Klimawandels auf einzelne Arten können somit in vielen Fällen von weiteren indirekten Effekten über deren Interaktionspartner verstärkt werden.
Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Keywords:
Klimawandel, Bestäubung, Spezialisten, gebietsfremde Arten
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Schweiger O. et al. (2010). Multiple stressors on biotic interactions: how climate change and alien species interact to affect pollination. Biological Reviews 85: 777795.
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Kontaktadresse:
Dr. Oliver Schweiger
Department Community Ecology
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Theodor-Lieser-Strasse 4
D-06120 Halle
oliver.schweiger@ufz.de
Tel: +49 (0)345 558 5306
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