31.1.2011: Forschung CH

Prioritäre Vogelarten

Les espèces d’oiseaux prioritaires



Basierend auf der 2010 revidierten Roten Liste der gefährdeten Brutvögel der Schweiz wurden auch die Listen der «National Prioritären Vogelarten» (vormals Verantwortungsarten) und der «Prioritätsarten Artenförderung» überarbeitet. Der Vergleich mit den vor zehn Jahren erarbeiteten Listen zeigt, dass sich die Situation für Vögel nicht verbessert hat. Die Gesamtzahl der national prioritären Arten blieb praktisch unverändert, und die Verschiebungen zwischen den Klassen zeigen eine Zunahme der gefährdeten Arten.

En se basant sur la révision 2010 de la Liste rouge des oiseaux nicheurs menacés de Suisse, la liste des «espèces prioritaires nationales» (auparavant appelées espèces à responsabilité particulière) et celle des «espèces prioritaires pour une conservation ciblée» ont également été mises à jour. La comparaison avec les listes établies dix ans plus tôt montre que la situation des oiseaux ne s’est pas améliorée. Le nombre total d’espèces prioritaires nationales est resté quasiment identique et les changements de classes indiquent une augmentation du nombre d’espèces menacées.


Die Revision basiert auf den 2001 und 2002 publizierten Konzepten, wobei die Terminologie dem 2010 publizierten Konzept des Bundesamts für Umwelt angepasst wurde. 118 Arten wurden als national prioritär eingestuft, da sie gefährdet sind und/oder da die Schweiz für sie internationale Verantwortung trägt. Die Liste enthält 107 Brutvogelarten, 7 Gastvögel und 4 Arten, die als Brut- und Gastvögel eingestuft wurden.
Für 50 Arten sind gezielte Förderungsmassnahmen notwendig. Diese «Prioritätsarten Artenförderung» stehen im Zentrum des «Programms Artenförderung Vögel Schweiz», das vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt koordiniert wird.
Der Vergleich mit den vor zehn Jahren erarbeiteten Listen zeigt, dass sich die Situation für Vögel nicht verbessert hat. Die Gesamtzahl der national prioritären Arten blieb praktisch unverändert, und die Verschiebungen zwischen den Klassen zeigen eine Zunahme der gefährdeten Arten. 15 Arten wurden von der Liste gestrichen. 10 weit verbreitete Brutvogelarten plus die Schellente als Gastvogel erfüllten die Kriterien für internationale Verantwortung nicht mehr, da ihre europäischen Bestände von BirdLife International höher geschätzt wurden. Mittelmeermöwe und Saatkrähe, die sich noch in einer Phase der Ausbreitung befinden, wurden auf der revidierten Roten Liste nicht mehr als bedroht eingestuft. Auf der anderen Seite wurden 13 Arten neu als prioritär eingestuft. 6 davon (Zwergtaucher, Turteltaube, Mehlschwalbe, Gartengrasmücke, Hänfling und Rohrammer) wurden aufgenommen, da sie neu als gefährdet oder potenziell gefährdet eingestuft sind, der Schwarzhalstaucher, da er neu das Kriterium für internationale Verantwortung erreicht hat.
Die Liste der «Prioritätsarten Artenförderung» ist zwar gleich lang geblieben, doch änderte sich die Zusammensetzung. 6 Arten wurden gestrichen, da ihre Bestände in den letzten zehn Jahren gestiegen sind, ohne dass spezifische Förderungsprojekte lanciert wurden. Umgekehrt wurden 6 Arten aufgenommen, die eine gezielte Förderung im Rahmen des Programms Artenförderung benötigen, da die bisherigen allgemeinen Habitatsschutzmassnahmen offenbar nicht genügen.


Keywords:
Vögel, Prioritätensetzung, Gefährdung, Verantwortung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Keller, V. et al. (2010). Die prioritären Vogelarten der Schweiz: Revision 2010. Ornithol. Beob. 107: 265-285.
http://www.vogelwarte.ch/home.php?lang=d&cap=projekte&subcap=lage&file=../detailprojects.php&projId=49

Kontaktadresse:
Verena Keller
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach

verena.keller@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00


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