24.1.2011: Forschung international

Neue Weltkarte der Artenvielfalt von Säugetieren

Nouvelle carte mondiale de la biodiversité des mammifères



Wie sind Tier- und Pflanzenarten auf der Erde verteilt? Seit 150 Jahren werden die Grenzen zwischen den so genannten Bioregionen, die die Muster biologischer Vielfalt auf Kontinenten und global beschreiben, kontrovers diskutiert. Zwei Wissenschaftler haben nun eine neue Weltkarte der Artenvielfalt von Säugetieren erstellt. Diese weicht von der früheren, klassischen Einteilungen ab.

Quelle est la répartition sur terre des espèces animales et végétales? Les frontières entre les biorégions décrivant les types de diversité biologiques des continents et de la terre font débat depuis 150 ans. Deux scientifiques ont élaboré une carte du monde de la diversité des espèces de mammifères. Celle-ci diffère de l’ancienne répartition classique.


Der Göttinger Biogeograf Prof. Dr. Holger Kreft hat gemeinsam mit Prof. Dr. Walter Jetz von der Yale University ein neues Verfahren entwickelt, mit der sie eine neue Weltkarte der Artenvielfalt von Säugetieren erstellt haben. Die beiden Wissenschaftler haben dazu Daten über die Verteilung von fast 5000 Säugetierarten zusammengetragen. In einer mehrstufigen Analyse stiessen sie einerseits auf Ähnlichkeiten mit klassischen Einteilungen, definierten aber andererseits Regionen biogeografisch neu: Die Ergebnisse bestätigen die Einteilung in die sechs globalen Regionen Paläarktis und Nearktis auf der Nordhalbkugel sowie Afrika, Orientalis, Neotropis und Australien. Diese Einteilung geht zurück auf Alfred Russel Wallace, einem der Gründerväter der Biogeografie. Allerdings ordneten die Wissenschaftler zum Beispiel Madagaskar wegen seiner einzigartigen Säugerfauna anders zu. Auch die klassische Wallace-Linie, die die Region Orientalis vom Australischen Reich trennt, verläuft nach den Berechnungen viel weiter östlich.
Bislang basierten die Grenzziehungen vor allem auf dem Wissen und der subjektiven Einschätzung des jeweiligen Biogeografen. Auf die Frage, wo die Grenze verläuft zwischen Afrikanische Tropen und der Paläarktis gibt es wahrscheinlich mehr als 20 verschiedene Antworten. Im Vergleich zu älteren Studien ermöglicht es die computerbasierte Analyse, viel stärker ins Detail zu gehen. Die beiden Forscher konnten so bis zu 60 Unterregionen bilden. Dies ist zum Beispiel bei der Planung von Naturschutzprojekten nützlich, mit denen alle Arten und Lebensgemeinschaften eines Kontinents geschützt werden sollen.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen


Keywords:
Säugetiere, Verbreitung, Bioregionen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kreft H., Jetz W. (2010). A framework for delineating biogeographical regions based on species distributions. Journal of Biogeography, November 2010, doi: 10.1111/jbi.2010.37.issue-11/issuetoc

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Holger Kreft
Georg-August-Universität Göttingen
Free Floater-Nachwuchsgruppe «Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie»
Büsgenweg 2
D-37077 Göttingen

hkreft@uni-goettingen.de
Tel: +49 (0)551 39 10727


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