24.1.2011: Forschung international
Schnelltest für Diclofenac
Un test rapide pour le Diclofenac
Auf dem indischen Subkontinent kam es in den vergangenen 15 Jahren zu einem dramatischen Geiersterben. Drei Arten sind inzwischen fast ausgestorben. Im Jahr 2004 erkannten US-amerikanische Wissenschaftler die Ursache: Der Wirkstoff Diclofenac. Der Einsatz dieses Entzündungshemmers in der Tiermedizin wurde inzwischen zwar verboten, doch für eine wirkungsvolle Kontrolle des Verbots fehlte bisher ein einfaches Nachweisverfahren. Diese Lücke wurde nun mit der Entwicklung eines Schnelltests geschlossen. Dieser Test könnte auch in Europa eingesetzt werden, wo Diclofenac in Gewässerproben zu den am häufigsten gefundenen pharmazeutischen Wirkstoffen gehört.
On a assisté, au cours des 15 dernières années, à un recul dramatique des vautours sur le subcontinent indien. Trois espèces ont entre-temps pratiquement disparu. En 2004, des scientifiques américains ont identifé la cause : la substance Diclofenac. L’utilisation de cet anti-inflammatoire en médecine vétérinaire a été interdit depuis, toutefois il n’existait pas de méthode de dépistage simple pour un contrôle efficace de l’interdiction. Cette lacune est maintenant comblée avec le développement d’un test rapide. Ce test pourrait aussi être utilisé en Europe où le Diclofenac appartient au substances pharmaceutiques les plus fréquentes dans les analyses d'eau.
Diclofenac, ein Entzündungshemmer, hat sich in der Humanmedizin seit Jahrzehnten bewährt. In den meisten EU-Ländern sind Diclofenac-haltige Medikamente nur für die Behandlung von Menschen zugelassen. In Indien, Pakistan und Nepal aber werden sie seit den 1990er-Jahren auch in der Tiermedizin eingesetzt, vor allem bei Rindern. Fressen Geier deren Kadaver, so nehmen sie den Wirkstoff auf. Die Populationen von drei Arten dieser Greifvögel – Indischer Geier, Bengalengeier und Schmalschnabelgeier – schmolzen in der Folge bis auf drei Prozent ihres ursprünglichen Bestandes zusammen.
Angesichts dieser Situation verboten die Regierungen der betroffenen Länder 2006 die Anwendung von Diclofenac in der Veterinärmedizin. Zudem wurden Stationen zur Zucht und späteren Auswilderung von Geiern eingerichtet.
Um die Jungtiere mit Diclofenac-freiem Futter aufziehen zu können, muss das Fleisch auf mögliche Rückstände der Substanz getestet werden. Dazu braucht es analytische Nachweismethoden, die auch in den abgelegenen Aufzuchtstationen und von fachlich weitgehend ungeschultem Personal anzuwenden sein müssen. Ein solches Verfahren haben Wissenschaftler des Lehrstuhls für Analytische Chemie am Institut für Wasserchemie und Chemische Balneologie der TU München nun entwickelt. Eine Pilotstudie bewies die Tauglichkeit des Immuntests zur Diclofenac-Bestimmung in tierischem Gewebe. Gegenwärtig wird die Methode in einer indischen Geier-Aufzuchtstation intensiv geprüft.
Auch in Europa könnte ein solcher Test in naher Zukunft gebraucht werden. Diclofenac, von dem allein in Deutschland pro Jahr über 80 Tonnen verkauft werden, gehört zu den in Oberflächenwasserproben am häufigsten gefundenen pharmazeutischen Wirkstoffen. Studien haben nachgewiesen, dass Diclofenac bei Forellen zu Nierenschädigungen führt. Da dieser Stoff nur sehr langsam abgebaut wird, könnte hier Handlungsbedarf entstehen. Wenn zukünftig neue Abwasserbehandlungsverfahren entwickelt und eingesetzt werden, muss es auch einfache Methoden geben, um deren Wirksamkeit zu überwachen.
Keywords:
Diclofenac, Medikament, Mikroverunreinigung, Gewässer, Aufzuchtstation
Literatur:
Knopp D. et. al. (2007). Immunological determination of the pharmaceutical Diclofenac in environmental and biological samples. National Environmental Management of Agrochemicals: Risk Assessment, Monitoring and Remedial Action. ACS Symposium Series, ACS Washington, Vol. 966, 203-226
http://www.vulturerescue.org
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Dietmar Knopp
Technische Universität München
Institut für Wasserchemie und Lehrstuhl für Analytische Chemie
Marchioninistraße 17
D-81377 München
Dietmar.Knopp@ch.tum.de
Tel: +49 (0)89 2180 78252
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