20.1.2011: Forschung CH

Artenverlust setzt sich in der Nahrungskette fort

La disparition des espèces se répercute dans la chaîne alimentaire



Christoph Scherber et al.

Die Pflanzenvielfalt bestimmt die Biodiversität: Der Rückgang von Pflanzenarten mindert kaskadenartig die Anzahl und Vielfalt aller Mitglieder der Nahrungskette. Dies geht aus Daten des weltgrössten Biodiversitätsexperimentes hervor, an dem Berner und Zürcher Forschende mitwirken.

La diversité des plantes détermine la biodiversité: un recul des espèces végétales engendre une diminution en cascade du nombre et de la diversité des autres composants de la chaîne alimentaire. C’est ce qu’indiquent les données de la plus grande expérience sur la biodiversité au niveau mondial, à laquelle participent des chercheurs des Universités de Berne et Zurich.


Nimmt die Anzahl der Pflanzenarten in einem Gebiet ab, nimmt die Vielfalt aller anderen Organismen ebenfalls ab. Dies zeigt die Studie einer internationalen Forschergruppe über Biodiversität unter Beteiligung von Markus Fischer vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern und Bernhard Schmid vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich. So wichtig ist die Vielfalt der Pflanzenarten, dass sie die Vielfalt der höherstehenden Ebenen der Nahrungskette wie Pflanzen- oder Fleischfresser von unten her bestimmt.
Der Nachweis erfolgte im Rahmen des so genannten «Jena-Experiments», das von einer internationalen Forschungsgruppe durchgeführt wird und zu den weltweit grössten Biodiversitätsexperimenten zählt. Im Rahmen des Experiments wird unter anderem der Einfluss der Pflanzenvielfalt auf alle anderen Ebenen der Nahrungskette untersucht. So können ganze Nahrungsnetze und nicht nur isolierte Bestandteile betrachtet werden.
Die Forschenden haben interessante Zusammenhänge aufgedeckt: Die Diversität der Pflanzenarten steuert neben der Artenvielfalt der anderen Organismen auch deren Populationsdichte und deren Beziehungen mit anderen Ebenen der Nahrungskette. Wichtig hierbei ist, dass diese Effekte direkt erfolgen und nicht über die ebenfalls diversitätsabhängige Biomasse der Pflanzen. Änderungen in der Pflanzenvielfalt ziehen sich dann kaskadenartig bis zu den höheren Ebenen der Nahrungskette hinauf. Pflanzenfresser sprechen viel stärker darauf an als Fleisch- oder Allesfresser. Im Boden lebende Organismen sind davon genauso betroffen, wenn auch weniger ausgeprägt als oberirdisch lebende.

Quelle: Universität Bern


Keywords:
Jena-Experiment, Nahrungskette, Populationsdichte, Pflanzenfresser, Karnivoren, Bodenorganismen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Scherber C. et al. (2010). Bottom-up effects of plant diversity on multitrophic interactions in a biodiversity experiment, Nature, Vol. 467, No. 7319, doi:10.1038/nature09492

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Markus Fischer
Institut für Pflanzenwissenschaften
der Universität Bern
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern

markus.fischer@ips.unibe.ch
Tel: +41 (0)31 631 49 43


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