30.11.2010: Forschung international

Beginn des organisierten vielzelligen Lebens muss um 1,5 Milliarden Jahre vordatiert werden

Le début de la vie pluricellulaire organisée doit être antédaté de 1.5 milliard d’années



El Albani A. et al.

Fossilfunde der Universität Poitier im westafrikanischen Staat Gabun beweisen die Existenz mehrzelliger Organismen vor 2,1 Milliarden Jahren. Die ältesten bisher gefundenen Fossilien mehrzelliger Lebewesen wurden auf 600 Millionen Jahre vor unserer Zeit datiert. Die kürzlich entdeckten Fossilien, die diverse Formen und Dimensionen aufweisen, schreiben somit die Urgeschichte des Lebens um.

Des fossiles trouvés par l'Université de Poitier dans l’état ouest-africain du Gabon attestent l’existence d’organismes pluricellulaires il y a 2.1 milliards d’années. Les fossiles d’êtres vivants pluricellulaires les plus anciens trouvés jusqu’ici étaient datés de 600 millions d’années avant notre ère. Les fossiles découverts récemment, de diverses formes et dimensions, nous obligent à réécrire la préhistoire du vivant.


Nach aktuellen Erkenntnissen geht man davon aus, dass sich die ersten Lebewesen vor ungefähr 3,5 Milliarden Jahren entwickelten: es handelt sich dabei hauptsächlich um prokaryotische Organismen – zelluläre Lebewesen, die keinen Zellkern besitzen. Die Vielfältigkeit der Lebewesen hat sich erst nach der «Kambrischen Explosion» vor rund 540 Millionen Jahren mit der abrupten Erhöhung der Sauerstoff-Konzentration in der Atmosphäre entwickelt.
Der bislang geschätzte Beginn organisierten vielzelligen Lebens muss nun durch neue Fossilfunde um 1,5 Milliarden Jahre vordatiert werden. Wissenschaftler stiessen im Jahr 2008 eher zufällig auf sehr gut erhaltene Fossilien, die in über 2 Milliarden Jahre alten schwarzen Schiefergesteinen im Südosten von Gabun lagerten. Von den 250 in der Nähe der Stadt Franceville gefundenen Fossilien wurden bereits 100 detailliert analysiert. Die Fossilien sind zwischen 10 und 12 Zentimetern lang und lebten in Kolonien.
Analysen der Schwefelisotope liessen darauf schliessen, dass der Kohlenstoff des fossilen Gewebes durch biologische Prozesse entstanden sein muss. Das Mineral Pyrit, das den Organismus ersetzt hat, wurde durch Bakterien gebildet, die sich eher von Sulfaten als von Sauerstoff ernährten. Die Organismen selbst dürften in flachem Ozeanwasser mit freiem Sauerstoff gelebt haben. Dank eines hoch präzisen dreidimensionalen Scanners (auch Mikrotomograph genannt) konnten die Forscher die Exemplare in 3D nachbilden und die innere Struktur detailliert analysieren, ohne ihre Unversehrtheit zu beeinträchtigen. Die komplexe radiale Struktur wird als Beweis für koordiniertes Wachstum interpretiert.


Keywords:
Fossilien, Sauerstoff, Evolution

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
El Albani A. et al. (2010). Large colonial organisms with coordinated growth in oxygenated environments. Nature 466, 100-104.

Kontaktadresse:
Abderrazak El Albani
Laboratoire HydrASA
UMR CNRS 6269
Université de Poitiers
40 avenue du Recteur Pineau
F-86022 Poitiers

abder.albani@univ-poitiers.fr
Tel: +33 5 49 45 39 26


Zurück zur Liste