30.11.2010: Forschung CH

Klimaerwärmung verändert die Vielfalt

Le réchauffement climatique modifie la diversité



Florian Altermatt, Matthias Plattner

Eine Analyse auf Basis von Daten des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) zeigt, dass der Tagfalterreichtum ab 1200 Meter über Meer zunimmt, sollten die Temperaturen bis 2050 wie prognostiziert um 2 Grad ansteigen. Allerdings kämen dann alpine Spezialisten unter Druck. Mit dieser ersten Ausgabe von BDM-Facts startet das BDM eine neue Publikationsreihe. In regelmässigen Abständen präsentiert sie besondere Auswertungen von BDM-Daten allgemein verständlich.

Une analyse basée sur les données du monitoring de la biodiversité en Suisse (MBD) montre que la diversité des papillons de jour augmente à partir de 1200 mètres quand les températures s’accroissent comme pronostiqué de 2 degrés. Toutefois, les spécialistes alpins se retrouveront en difficulté. Le MBD inaugure, avec cette première édition des MBD facts, une nouvelle série de publications. Elle présentera à intervalles réguliers des interprétations basées sur des données du MBD pour tout public.


Das BDM erfasst die Artenvielfalt aller in der Schweiz vorkommenden Tagfalter-, Dickkopffalter- und Zygaenenarten systematisch. Die Aufnahmen erfolgen nach der so genannten Transektmethode, das heisst, in jeder Untersuchungsfläche bestimmen Feldbiologen die Arten entlang einer zweieinhalb Kilometer langen Wegstrecke, dem Transekt. Je nach Höhenlage der Untersuchungsfläche machen die Biologen pro Jahr vier bis sieben Aufnahmen.
Nach Abschluss der ersten Erhebungsperiode des BDM (2003–2007) stehen erstmals standardisierte Zahlen von 482 regelmässig über die Schweiz verteilten Aufnahmeflächen zur Verfügung. Die Erhebungen zeigen im Mittel 32,1 Tagfalterarten pro Transekt, wobei es grosse regionale Unterschiede gibt: Dem Mittelland mit durchschnittlich weniger als 20 Arten pro Untersuchungsfläche stehen weite Gebiete in den Alpen gegenüber, in denen 50 Arten keine Seltenheit sind. Insgesamt hat das BDM bisher 188 verschiedene Tagfalterarten nachgewiesen, was über 90 Prozent aller Schweizer Arten entspricht.
Mit Hilfe der Felddaten des BDM und unter Einbezug verschiedener Umweltvariablen hat die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Auftrag des BDM die aktuelle Verteilung der Tagfaltervielfalt flächendeckend modelliert und anschliessend die Artenzahl im Jahr 2050 vorausgesagt. Für die dafür benötigten Klimaszenarien wurde eine Erwärmung entsprechend IPCC-Angaben vorausgesetzt.
Gemäss Modell der WSL wird die Tagfaltervielfalt in Lagen ab 1200 Meter über Meer bis ins Jahr 2050 zunehmen. Grund dafür ist, dass in den Alpen zukünftig Tagfalterarten auftreten, die bislang dort noch nicht leben. Dagegen wird die Zahl der bisher in der Schweiz vorkommenden Arten in den tieferen Lagen zurückgehen. Als mögliche Wirkungsmechanismen kommen mikroklimatische Ursachen in Frage, welche beispielsweise die Raupen betreffen, aber auch Vegetationsveränderungen. Dies ist bedenklich, da die Diversität in vielen dieser Gebiete in den letzten 60 Jahren aufgrund menschbedingter Lebensraumveränderungen ohnehin schon stark zurückgegangen ist. Weil das Modell nur die aktuell vorkommenden Artenzahlen berücksichtigen kann, muss im Moment noch offen bleiben, ob diese Verluste durch das Neueinwandern mediterraner Arten ausgeglichen werden können.


Keywords:
Klimaerwärmung, Tagfalter, Monitoring

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Altermatt F., Plattner M. (2010): Klimaerwärmung verändert die Vielfalt. Spezialauswertung Tagfalter. BDM-Facts Nr. 1 / Juli 2010. Bundesamt für Umwelt BAFU.
http://www.biodiversitymonitoring.ch

Die Publikation finden Sie unter
plattner@hintermannweber.ch
Tel: +41 (0)61 717 88 84


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