30.11.2010: Aufgegriffen
Sammlung von ölabbauenden Mikroorganismen
Une collection de microorganismes se nourrissant de pétrole
Am Institut für Mikrobiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wird die in Deutschland grösste Sammlung von Mikroorganismen-Stämmen mit Fähigkeiten zum Abbau von Erdöl und Erdölprodukten aufbewahrt. Seit den 1970er-Jahren werden Bakterien, Hefen und fadenförmige (filamentöse) Pilze gesammelt, die in der Lage sind, die relativ abbauresistenten und wasserunlöslichen Erdölkohlenwasserstoffe abzubauen.
L’Institut de microbiologie de l’Université Ernst-Moritz-Arndt Greifswald conserve la plus grande collection d’Allemagne de souches de microorganismes capables de dégrader le pétrole et les produits dérivés. Depuis les années 1970, on y collectionne les bactéries, levures et champignons filiformes (filmamenteux) capables d’altérer les hydrocarbures du pétrole, relativement résistentes à la dégradation et insolubles dans l’eau.
Diese Mikroorganismen konnten in den zurückliegenden Jahren aus den Böden um Tankstellen, aus Regionen mit Erdölförderung oder aus ölverschmutzten Meeresbereichen isoliert werden. Sie stammen unter anderem aus Deutschland, Südamerika, Russland oder Saudi-Arabien. Insgesamt sind in Greifswald rund 1500 Mikroorganismentypen verfügbar, die in ganz unterschiedlicher Art und Weise Öl- oder Schadstoffe abbauen können. Darunter befinden sich solch leistungsfähige Organismen wie die «Superölhefe» Candida maltosa, die besonders effektiv an die Nutzung solcher Öle angepasst ist und bestimmte Erdölbestandteile schneller als Zucker abbauen kann. Für die Beseitigung von Erdölverunreinigungen im Meer ist hingegen das salztolerante Bakterium Alkanivorax borkumensis besonders geeignet. Andere Bakterien wie Nocardia cyriacigeorgica kommen mit den extremen und heissen Bedingungen in arabischen Wüstenregionen gut zurecht.
Die Stammsammlung ölabbauende Mikroorganismen dient vor allem der Erforschung des Stoffwechsels und der durch Mikroorganismen bedingten Abbauprozesse von Natur- und Fremdstoffen. Ziel ist es, für die einzelnen Mikroorganismen und Schadstoffe die prinzipiell möglichen Abbauraten in Abhängigkeit von verschiedenen Umweltparametern zu ermitteln und Regulationsgrössen sowie ausgeschiedene Zwischenprodukte zu erfassen und zu charakterisieren. Die Mikroorganismen werden somit vor allem zu Forschungszwecken benötigt. Es ist nicht beabsichtigt, diese Mikroorganismen im Golf von Mexiko oder bei anderen Ölhavarien auszubringen. Das ist auch nicht notwendig, da sie sich an Ort und Stelle auch ohne unser Zutun entwickeln. Nur sind sie bei Havarien und mit grösseren Ölmengen auch zunächst überfordert, so dass andere, rein technische Massnahmen (Absaugung, Bindemittel) als primäre Lösungen notwendig werden. Dennoch sind sie am Abbau des Öls – vor allem im Hinblick auf die weit zerstreuten Restmengen und langandauernde Kontaminationen – in massgeblichem Anteil beteiligt.
Im Falle von erdölverwertenden Mikroorganismen sind die Abbauprozesse sehr komplex, da Erdöl keine homogene Substanz sondern ein Gemisch aus ca. 2000 Einzelsubstanzen darstellt, die in unterschiedlichem Masse durch die einzelnen Mikroorganismen abgebaut werden können. Dadurch kann Erdöl kaum durch einen einzelnen Mikroorganismus, sondern nur durch eine «konzertierte Aktion» verschiedener Mikroorganismentypen vollständig abgebaut werden.
http://www.mikrobiologie.uni-greifswald.de/index.php?id=34 Angewandte Mikrobiologie
http://www.uni-greifswald.de/informieren/pressestelle/download-presseinformation
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Frieder Schauer
Institut für Mikrobiologie
Abteilung Mikrobiologie und Molekularbiologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15
D-17487 Greifswald
schauer@uni-greifswald.de
Tel: ++49 (0)3834 86-4204
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